Beschattung von Khan
Jetzt gerät auch die Credit Suisse ins Visier der Ermittler

Die Staatsanwaltschaft ermittelt in der Bespitzelungs-Affäre der Credit Suisse gegen Privatdetektive wegen mehrerer Delikte. Nun nehmen die Beamten auch Mitarbeiter der Bank genauer unter die Lupe.
Publiziert: 05.10.2019 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2019 um 11:30 Uhr
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Der Fall Khan: Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam zerstritt sich mit Iqbal Khan.
Foto: Keystone

Trotz schmeichelhaftem Untersuchungsbericht und der Bekräftigung des Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner (59), die Bank stehe «voll und ganz» hinter Tidjane Thiam (57), ist der Chef der Credit Suisse noch lange nicht aus dem Schneider. Im Gegenteil. Dass Thiam nichts von der Bespitzelung des abtrünnigen Starbanker Iqbal Khan (43) gewusst haben soll, kann niemand so richtig glauben. Gleichwohl: Es fehlen Beweise, die Thiam belasten. 

Das könnte sich nun ändern. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, zeigt ein Entscheid der Zürcher Staatsanwaltschaft vom 1. Oktober 2019, dass in der CS-Beschattungsaffäre nicht mehr nur die Detektive im Fokus der Ermittler stehen, sondern auch die Credit Suisse selbst. 

Handy und Computer beschlagnahmt

Die Mitarbeiter der Privatdetektei Investigo hatten am 17. September 2019 den CS-Manager Iqbal Khan beschattet, doch die Observation missglückte. Khan bemerkte die Bespitzelung. Er fühlte sich bedrängt, fotografierte das Auto eines der Beschatter und erstattete gegen insgesamt drei Detektive Strafanzeige bei der Zürcher Staatsanwaltschaft. Seither wird gegen sie ermittelt.

Die zuständige Staatsanwältin hat laut dem Zeitungsbericht offenbar in diesem Zusammenhang am vergangenen Dienstag eine Verfügung zu beschlagnahmten Handys und Computern erlassen. Daraus werde ersichtlich, dass die Strafverfolgerin in Betracht ziehe, dass es neben den Privatdetektiven noch mögliche andere Verdächtige gebe. Laut dem «Tages-Anzeiger» erwähnt die Beamtin im Dokument als Beschuldigte neben den Namen der Detektive noch explizit mögliche weitere, die aber nicht namentlich genannt sind.

Untersucht wird in diesem Fall nicht nur der Verdacht der Nötigung oder der illegalen Aufnahme von Gesprächen, sondern auch die Beihilfe dazu!

Das sagt die Bankiervereinigung zur Affäre-Khan

Die Bespitzelungs-Affäre der Credit Suisse wirft ein schlechtes Licht auf den Bankenplatz Schweiz: Zerstrittene Banken-Manager, aggressive Überwachungsmethoden und verunsicherte Kunden. Wie will Branchen-Verbandspräsident Herbert Scheidt (66) den ramponierten Ruf aufpolieren?

«Wir sind keine Schiedsrichter», sagte Scheidt in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. «Jeder von uns verfolgt eine solche Angelegenheit natürlich sehr genau.» Und es sei beruhigend, wie CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner darauf reagiert habe.

Rohner habe sich entschuldigt und klar gemacht, dass die Anordnung der Bespitzelung falsch und unverhältnismässig gewesen sei. Er habe die Angelegenheit auch sehr bedauert. «Ich denke, wir sollten diese Entschuldigung akzeptieren», sagte Scheidt.

Die Bank habe sich aus seiner Sicht sauber und richtig verhalten. «Auch wir bedauern, was geschehen ist und jetzt schauen wir nach vorne», sagte der Bankierpräsident weiter.

Aus seiner Sicht handle es sich um einen Einzelfall, der auch als solcher betrachtet werden sollte, sagte Scheidt weiter. Er sei in seiner 17-, 18-jährigen Tätigkeit bei der Bank Vontobel nie einem solchen Fall begegnet. Wenn es Anhaltspunkte gebe, dass jemand die Regeln stark verletze, so sei dies schon möglich. «Einen solchen Fall habe ich aber noch nie erlebt», erklärte er.

Handlungsbedarf macht Scheidt keinen aus. Es sei ja kein systemisches Risiko für den Bankenplatz vorhanden. «Dann müssten wir Bedenken haben», sagte er. Aber nach dem klaren Statement von CS-Verwaltungsratspräsident Rohner sehe er keine Veranlassung, etwas zu unternehmen. (zas)

Die Bespitzelungs-Affäre der Credit Suisse wirft ein schlechtes Licht auf den Bankenplatz Schweiz: Zerstrittene Banken-Manager, aggressive Überwachungsmethoden und verunsicherte Kunden. Wie will Branchen-Verbandspräsident Herbert Scheidt (66) den ramponierten Ruf aufpolieren?

«Wir sind keine Schiedsrichter», sagte Scheidt in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. «Jeder von uns verfolgt eine solche Angelegenheit natürlich sehr genau.» Und es sei beruhigend, wie CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner darauf reagiert habe.

Rohner habe sich entschuldigt und klar gemacht, dass die Anordnung der Bespitzelung falsch und unverhältnismässig gewesen sei. Er habe die Angelegenheit auch sehr bedauert. «Ich denke, wir sollten diese Entschuldigung akzeptieren», sagte Scheidt.

Die Bank habe sich aus seiner Sicht sauber und richtig verhalten. «Auch wir bedauern, was geschehen ist und jetzt schauen wir nach vorne», sagte der Bankierpräsident weiter.

Aus seiner Sicht handle es sich um einen Einzelfall, der auch als solcher betrachtet werden sollte, sagte Scheidt weiter. Er sei in seiner 17-, 18-jährigen Tätigkeit bei der Bank Vontobel nie einem solchen Fall begegnet. Wenn es Anhaltspunkte gebe, dass jemand die Regeln stark verletze, so sei dies schon möglich. «Einen solchen Fall habe ich aber noch nie erlebt», erklärte er.

Handlungsbedarf macht Scheidt keinen aus. Es sei ja kein systemisches Risiko für den Bankenplatz vorhanden. «Dann müssten wir Bedenken haben», sagte er. Aber nach dem klaren Statement von CS-Verwaltungsratspräsident Rohner sehe er keine Veranlassung, etwas zu unternehmen. (zas)

Wer war noch involviert?

Laut dem Dokumente der Staatsanwaltschaft geht es also nicht mehr nur um die Art und Weise der Beschattung selbst, sondern auch darum, zu klären, wie der Auftrag erfolgt ist. Dazu steht laut dem Zeitungsbericht in der Verfügung: Es bestehe der «hinreichende Verdacht», dass zurzeit nicht bekannte Mitarbeiter der CS zusammen mit dem Sicherheitschef der Bank die Firma Investigo beauftragt hätten, CS-Manager Khan zu observieren. 

Ein Sprecher der CS sagt auf Anfrage der Zeitung: «Wir sind im Kontakt mit der zuständigen Staatsanwaltschaft und beantworten deren Anfragen.»

Am letzten Dienstag versuchte die CS noch den Befreiungsschlag. Sie veröffentlichte zur Affäre einen Untersuchungsbericht, den sie bei der Anwaltskanzlei Homburger in Auftrag gegeben hatte. Er ging der Frage nach, wer in der Bank von der Beschattung Khans wusste und weshalb der Auftrag überhaupt erteilt wurde. Der Bericht kommt zum Schluss, dass bei der CS von der Überwachung Khans nur zwei Personen Kenntnis hatten: der operative Chef Pierre-Olivier Bouée und der Sicherheitschef Remo Boccali. (zas)

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