Gewerkschafter und Aktivisten in Kolumbien verloren ihr Leben, weil sie gegen den Ausbau einer Mine protestierten oder sich dafür einsetzten, dass Kleinbauern ihr Land zurückerhalten.
Manche dieser Minen erhalten womöglich Schweizer Steuergelder – über deutsche Umwege. Der Berner Energiekonzern BKW etwa ist zu einem Drittel am Steinkohlekraftwerk Engie in Wilhelmshaven beteiligt, einem der grössten Steinkohlekraftwerke in Deutschland. Entsprechend dieser Beteiligung hat die BKW Anspruch auf ein Drittel der Leistung von jährlich maximal 5,5 Milliarden Kilowattstunden – genug, um rund 25 0 000 Haushalte zu versorgen.
Zum Vergleich: Mit dem Atomkraftwerk Mühleberg lassen sich rund 400'000 Haushalte versorgen.
Glencore zu einem Drittel beteiligt
Das norddeutsche Unternehmen Engie bezieht kolumbianische Steinkohle. Die deutsche «Wirtschaftswoche» titelte vergangenes Jahr in einer Reportage über die Herkunft des Brennstoffs für heimische Kraftwerke: «An dieser Kohle klebt Blut.»
Nach möglichen Verstrickungen ins Geschäft mit umstrittenen Minen befragt, teilt die BKW mit, dass Engie im Wesentlichen von den Hauptkohleproduzenten Südafrika, USA, Russland – und Kolumbien – beliefert werde. Zugleich legt die BKW-Gruppe Wert auf die Feststellung: «Für die Kohleversorgung von Wilhelmshaven ist Engie verantwortlich.»
Besonders in der Kritik steht die kolumbianische Mine Cerrejón, die zu einem Drittel dem Schweizer Rohstoffkonzern Glencore gehört. Ob diese Mine zu den Lieferanten gehört, kann BKW offenbar nicht ausschliessen. Die Medienstelle verweist nur darauf, es sei den Konzernverantwortlichen vor allem wichtig, dass das Kraftwerk in Wilhelmshaven sehr effizient ist.
Betroffene aus Kolumbien erzählen
Die Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien (Ask!) kritisiert scharf, dass die BKW nicht ausschliessen kann, Blutkohle zu beziehen. Und Zora Schaad von der Organisation Swissaid sagt: «Die Mine Cerrejón ist berüchtigt für ihre Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung. Die lokale Bevölkerung lebt in bitterer Armut und leidet unter Zwangsumsiedlungen und der zerstörten Natur. Viele Kinder sind krank, weil das Wasser knapp und schmutzig ist.»
Noch brisanter ist das Engagement der BKW, weil der Kanton Bern die Mehrheit ihrer Aktien hält. Auf Anfrage teilt die Medienstelle der Energiedirektion des Kantons Bern mit, dass der Kanton lediglich Aktionär und nicht für das operative Geschäft zuständig sei. Swissaid sieht das anders: «Der Kanton Bern sollte sicherstellen, dass er nicht in ein deutsches Kraftwerk investiert, das solche Problemkohle verarbeitet. Alles andere ist inakzeptabel.»
Swissaid Zürich veranstaltet mit Amnesty International am 1. November an der Uni Zürich einen Abend mit Betroffenen aus Kolumbien. Titel der Veranstaltung: «Weisse Weste, schwarze Lunge: Glencore und der Kohleabbau in Kolumbien».