Berner Gastro-Projekt
So bleiben Stifte bei der Stange

Beendete im Jahr 2010 in der Gastro-Branche noch fast jeder dritte Lernende im Kanton Bern die Ausbildung vorzeitig, sollen es 2015 gerade mal noch 15 Prozent sein. Hinter diesem Erfolg steckt das Projekt «QualiGastro» der Behörden.
Publiziert: 29.07.2015 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:32 Uhr
Das Projekt «QualiGastro» soll die Lehrabbruchquote senken. Diese wird schätzungsweise 2015 nur noch rund 15 Prozent betragen.
Foto: Thinkstock
Von Christof Vuille

In diesen Wochen beginnen Tausende junge Schweizerinnen und Schweizer ihre Berufslehre. Viele von ihnen werden den Lehrvertrag aber vor der Abschlussprüfung auflösen. 2014 waren es landesweit rund 21'000 oder knapp zehn Prozent – die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Klassische «Aussteiger» sind Verkäufer, Coiffeure und Köche.

Die Vertragsauflösungen sind nicht nur dem Arbeitgeberverband ein Dorn im Auge (im BLICK). Muss der Staat eingreifen, um Stifte erfolgreich zum Abschluss zu bringen? Ein Projekt in der Gastro-Branche macht Hoffnung. Fast jeder dritte Lernende im Kanton Bern beendete die Ausbildung in den Jahren um 2010 vorzeitig. Dann reagierten die Behörden – und versuchen seit 2012 mit dem Projekt «QualiGastro» die Quote zu senken. Und das mit Erfolg, wie Projektleiter Peter Sutter sagt. «Unsere Anstrengungen tragen Früchte. 2015 wird die Lehrabbruchquote schätzungsweise nur noch rund 15 Prozent betragen.» Das sei eine Halbierung der Abbruchquote. Gleichzeitig sei auch die Zahl der erfolgreichen Abschlussprüfungen gestiegen.

Wie war das möglich? «Unsere Arbeit besteht darin, die Betreuer der Lernenden zu unterstützen und besser zu schulen», sagt Sutter. So zeige man ihnen etwa auf, wie sie die richtigen Leute einstellen. Wichtig sei transparente Information bei Schnupperlehren. «Es muss etwa aufgezeigt werden, dass viel Wochenendarbeit nötig ist.» Wenn angehende Köche das realisieren, sinkt die Abbruchquote. Während der Ausbildung sind die Beamten viel präsenter in den Betrieben.

Auch die Branchenverbände helfen mit, indem sie Fachpersonen in die Firmen schicken. Lernende müssen je nach Beruf Probe kochen oder Arbeiten verfassen. Rund 120'000 Franken Steuergelder pro Jahr kostet das Projekt. 60 Prozent steuert der Bund bei, den Rest übernimmt der Kanton mit den Berufsorganisationen. Der Versuch in Bern wird genau beobachtet. «Neuenburg ist bereits eingestiegen, und Solothurn plant ein ähnliches Projekt, auch Zürich interessiert sich», sagt Sutter. Man gebe Erfahrungen gerne weiter und hoffe, «dass dieses Modell schweizweit zum Zuge kommt».

Die Chancen stehen gut. Casimir Platzer (53), Präsident des Branchenverbands Gastrosuisse, spricht von einer «Erfolgsgeschichte». Aus diesem Grund sei die Branche bestrebt, das Projekt «schweizweit zu etablieren, was Gastrosuisse aktiv unterstützt».

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