Bericht zum Postauto-Bschiss wird morgen vorgestellt
Muss der Post-Vize gehen?

Wie Insider berichten, darf Postchefin Susanne Ruoff bleiben. Dafür soll Verwaltungsrat Adriano P. Vassalli seinen Hut nehmen. Kritiker bezweifeln, ob das genügt.
Publiziert: 09.06.2018 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:20 Uhr
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Adriano P. Vassalli wird nachgesagt, seinen Job zu unbekümmert gemacht zu haben.
Foto: Ti-Press/Alessandro Crinari
Marcel Odermatt und Moritz Kaufmann

Morgen Montag informieren Verkehrsministerin Doris Leuthard (55, CVP) und Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller (65) über die Untersuchungsergebnisse zum Postauto-Bschiss. Die Überprüfungen sind seit drei Wochen abgeschlossen. Der Bundesrat gab am Freitag an seiner wöchentlichen Sitzung grünes Licht für die Resultate.

Der frühere Freiburger CVP-Ständerat Schwaller hatte wissen wollen, in welchem Ausmass der Tochterbetrieb der Post von Bund und Kantonen Subventionen einsackte, die ihm nicht zustanden. Wie das vonstatten ging. Und wer wie viel darüber wusste. Von 100 Millionen Franken Schaden für die Steuerzahler ist die Rede.

Wie SonntagsBlick erfuhr, muss einer der Verantwortlichen des Schlamassels jetzt offenbar den Hut nehmen: Post-Vize-Verwaltungsratspräsident Adriano P. Vassalli (64). Der Zuständige im Ausschuss für Audit, Risk & Compliance sitzt seit 2010 im obersten Gremium des Bundeskonzerns.

SonntagsBlick erreichte den Wirtschaftsprüfer gestern an seinem Wohnsitz im Kanton Tessin. Er könne dazu leider keine Stellung nehmen, sagt der Manager. «Sie werden am Montag informiert.»

Es passierte nichts

Viele Postmitarbeiter wundern sich schon lange, dass in der Affäre nie über Vassalli gesprochen wurde. Wie Postchefin Susanne Ruoff (60) und weitere Kader erhielt auch er 2013 eine Aktennotiz, in der die interne Revisionsstelle über die illegale Buchungspraxis bei der Postauto AG informierte. Doch dann geschah – nichts. Postauto kassierte weiterhin unrechtmässig Steuergelder.

Seitdem BLICK das explosive Papier Anfang Februar publik machte, steht Postchefin Ruoff unter Druck. Gemäss SonntagsBlick-Informationen aber hat sie von der Untersuchung keine Konsequenzen zu befürchten. Ruoff stellt sich auf den Standpunkt, sie habe zwar von Problemen gewusst, nicht aber von illegalen Machenschaften.

Und in der Tat: Zu überprüfen, ob ein Unternehmen Gesetze einhält, ist Aufgabe der Compliance-Abteilung. Dafür aber war Vassalli zuständig. Intern wird ihm nachgesagt, seinen Job nicht gerade mit übermässiger Härte anzugehen. Rettet seine Nonchalance Ruoff?

Eisernes Schweigen

Die Post-Medienstelle wollte gestern keine Fragen zu Vassalli beantworten. Für Verwaltungsräte sei der Bund zuständig, der die Mitglieder wähle. Auch zu Susanne Ruoffs Zukunft nimmt die Post keine Stellung. Leuthards Verkehrsdepartement wollte sich auf Anfrage ebenfalls nicht äussern. Falls Postvize Adriano P. Vassalli gehen muss, würde dies definitiv bestätigen, dass die Postführung versagt hat.

Leuthard erklärte am 12. Februar auf Tele Züri, wenn sich Vorwürfe bestätigten, dass die Verantwortlichen von illegalem Vorgehen wussten, «dann müssen Köpfe rollen». Jetzt ist es offenbar so weit.

Auf die neue Lage angesprochen, äusserten gestern mehrere Politiker die Vermutung, Vassalli spiele nur die Rolle des Sündenbocks. Er sei relativ unbekannt und stehe kurz vor der Pensionierung. Schwaller und Ruoff versuchten wohl nur, den Druck auf die eigene Person zu reduzieren. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich weisen.

Sicher ist: Mit einem solchen «Befreiungsschlag» könnte es gelingen, den Postauto-Skandal zu beenden – und die von der Öffentlichkeit verlangten personellen Konsequenzen zu ziehen.

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