Bergbahnen wehren sich gegen ETH-Studie
Unsere Preise steigen nicht!

Nun fahren also auch die Bergbahnen wieder. Allerdings schauen sie schwierigen Zeiten entgegen: Die Schutzkonzepte kosten Geld und Kapazitäten, zudem fehlen die allermeisten ausländischen Gäste.
Publiziert: 05.06.2020 um 22:34 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2020 um 18:06 Uhr
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Die Bahnen sind bereit: Die Stanserhornbahn kann ...
Foto: keystone
Christian Kolbe

Jetzt gehts wieder hoch hinaus: Mit den Bergbahnen, die ab heute wieder alle fahren dürfen – und vielleicht mit den Preisen, wie die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH in einer Studie prophezeit. «Bei Bergbahnen könnten die Preise deutlich steigen, falls die Zahl der Gäste drastisch reduziert werden muss.»

Das könnte durchaus passieren. Denn auch die Seilbahnen mussten ein Schutzkonzept erarbeiten (BLICK berichtete). Dieses lehnt stark an die Vorgaben für den ÖV an. Von einer Maskenpflicht will man in den grossen und kleinen Gondeln nichts wissen, möglicherweise könnten gewisse Bahnen aber gezwungen sein, ihre Gondeln nur zu zwei Dritteln auszulasten.

Ausländische Gäste fehlen

Der Seilbahnverband kann die KOF-Prognose nicht nachvollziehen: «Die Preise werden nicht steigen», verspricht Interimsdirektor Sepp Odermatt (65). «Ich gehe nicht davon aus, dass wegen des Schutzkonzepts weniger Gäste kommen. Die Gäste haben in der Zwischenzeit gelernt, mit den Schutzkonzepten auch in anderen Lebensbereichen zu leben.»

Doch nicht nur die Corona-Massnahmen kosten Geld, die Kassen werden vielerorts nicht ganz so heftig klingeln wie in den Vorjahren. Denn es fehlen die ausländischen Gäste. Die bisherigen Einnahmeausfälle durch den Lockdown belaufen sich für die Seilbahnen auf 330 Millionen Franken, schätzt der Verband.

Trotzdem könnten die Preise sogar ins Rutschen kommen. «Ich gehe davon aus, dass es eher eine Rabattschlacht absetzen wird», sagt Odermatt. Denn alle Destinationen buhlen um eine einzige Kundengruppe: Touristen aus der Schweiz.

«Rechnen mit mehr Gästen»

Grundsätzlich lassen sich die Bahnen vom Verband nicht in die Preispolitik reinreden, doch für einmal ziehen alle am gleichen Strick. BLICK hat einige grosse Destinationen zu ihrer Preispolitik angefragt. Mit den Preisen raufgehen will keine Bergbahn. «Wir rechnen mit mehr Gästen als in den Vorjahren – auch darum sind Preiserhöhungen kein Thema», heisst es aus Arosa/Lenzerheide GR.

Und Zermatt VS schreibt: «Eine Preiserhöhung steht bei uns nicht zur Diskussion.» Die Bergbahnen am Fuss des Matterhorns stehen – wie die ganze Branche – vor einer grossen Herausforderung: «Es wird schwierig, die fehlenden Einnahmen wieder wettzumachen.»

Kulanz mit Verzögerung

Massive Umsatzeinbussen, weniger Gäste und Ausgaben für Schutzkonzepte: eine Branche auf Talfahrt. Wohl ein Grund, warum sich viele Bahnen wochenlang nicht sehr kulant gegenüber ihren besten Gästen zeigten – den Inhabern von Jahreskarten. BLICK weiss: Die Frage nach einer Entschädigung wurde an einigen Bergbahnkassen gestellt.

Denn wer einige Tausend Franken für freie Fahrt auf die Gipfel bezahlt hat, den hat der Lockdown fast zwei Monate gekostet. Erst als BLICK in Zermatt genauer nachfragt, ist das Konzept erstaunlich schnell aus der Schublade gezogen: «Wir konnten erst nicht abschätzen, wie lange der Lockdown dauern wird», schreiben die Bergbahnen. «Deshalb haben wir mit Kulanzangeboten gegenüber Jahreskarten-Besitzern zugewartet.»

Immerhin: Jetzt gibt es für treue Kunden den nächsten Jahrespass zehn Prozent günstiger. Ein ähnliches Angebot macht Andermatt UR seinen Stammgästen.

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