Der Markteintritt von Lidl hat vor allem Marken-Grossverteiler Coop aus dem Schlaf gerissen. Anfang 2009 verbilligte dessen damaliger Chef Hansueli Loosli (59) ohne Not 600 Markenartikel dauerhaft – der deutsche Harddiscounter hatte noch keinen einzigen Laden eröffnet.
Im März 2009 zog Lidl dann mit 13 Filialen in die Schweiz ein. Am 29. Januar 2015 eröffnen die Deutschen nun in Wangs GR bereits ihre 100. Schweizer Filiale. «Das ist ein wichtiger Meilenstein in der weiteren Entwicklung von Lidl Schweiz», sagt Chef Georg Kröll (47) zu BLICK.
Mantel des Schweigens
Zahlen zu weiteren Eröffnungen gibts von ihm keine. Überhaupt hüllt sich das Unternehmen in einen Mantel des Schweigens. Das gehört zur deutschen Firmenkultur der Schwarz-Gruppe (Umsatz: 74 Milliarden), zu der auch Lidl Schweiz gehört.
BLICK weiss: Hierzulande will Lidl jährlich zwischen acht und zwölf Filialen eröffnen. Das Fernziel: 200 Filialen. Ein weiterer Meilenstein für die Expansion ist laut Kröll die Eröffnung des zweiten Verteilzentrums in Sévaz FR. Mitte 2015 soll es so weit sein.
Über die vielen Einsprachen der Dorfbevölkerung verliert man kein Wort. Dagegen betont Lidl, dass man bis zu 200 Arbeitsplätze vor Ort schaffe und 80 Millionen investiere.
Am Hauptsitz klauten Mitarbeiter
Nicht mehr dabei bei der Eröffnung ist Matthias Oppitz (38), bis Oktober 2014 Chef von Lidl Schweiz. Als er vor drei Jahren Chef wurde, lief es bei Lidl Schweiz nicht rund. Das Unternehmen galt im Vergleich mit dem Konkurrenten Aldi als zu deutsch, es gab einen Exodus von Kaderangestellten. Die Logistik kam wegen der schnellen Expansion ins Schleudern. Am Hauptsitz Weinfelden TG klauten Mitarbeiter Lebensmittel.
Oppitz gab Gegensteuer und den Läden einen schweizerischen Anstrich. Der Mindestlohn stieg auf 4000 Franken.
Ist Lidl Schweiz profitabel?
Lidls Umsatz ist im Vergleich mit den beiden Supermarkt-Riesen Migros (11,8 Milliarden Franken) und Coop (10,6 Milliarden) bescheiden. Er liegt heute zwischen 800 und 900 Millionen. «Lidl Schweiz schreibt eine gute schwarze Null», weiss Detailhandelsexperte Gotthard F. Wangler.
Weil der Mindestkurs gekappt wurde, erwartet er jetzt von Lidl Preissenkungen bei Importwaren. Das gelte auch für Denner und Aldi. Letzterer ist seit zehn Jahren in der Schweiz, betreibt heute 175 Filialen. Bis zu zehn weitere sollen 2015 dazukommen.
Der Kampf um die günstigsten Preise und Marktanteile wird härter. Einen klaren Gewinner gibt es aber bereits: den Kunden.