Die stolze Grande Nation steckt in der Krise. Die Wirtschaft darbt, hohe Arbeitslosenzahlen drücken aufs Gemüt. Und setzen Präsident François Hollande (61) und seine Regierung unter Druck. Die geplante - und längst überfällige - Arbeitsmarktreform wiederum geht den Gewerkschaftern zu weit. Eine gefährliche Mischung.
Seit Tagen gehen in Frankreich deshalb Tausende auf die Strasse. Erzürnte Angestellte blockieren die Zufahrten zu den wichtigsten Ölraffinerien im Lande. Das hat drastische Folgen: In Frankreich werden Benzin und Diesel knapp.
Mehrere Departemente im Norden Frankreichs haben deshalb den Sprit rationiert. In Rennes etwa dürfen Autos nur noch 20 Liter tanken, Lastwagen noch 150 Liter. Einzelne Bezirke haben Hamsterkäufe mit Kanistern verboten, wie die Zeitung «La Libération» schreibt.
Lange Schlangen vor den Zapfsäulen
Vor den Tankstellen bilden sich lange Schlangen, wie der TV-Sender France 2 berichtet. Die Stimmung wird von Tag zu Tag aggressiver. Die Situation dürfte sich weiter zuspitzen. Experten gehen davon aus, dass Diesel und Benzin bald auch in weiteren Landesteilen knapp werden. Die südfranzösische Zeitung «Midi Libre» etwa fordert ihre Leser auf, Tankstellen zu melden, denen der Sprit ausgeht.
Für nächste Woche haben die Gewerkschaften zu einem nationalen Aktionstag aufgerufen. François Hollande lässt sich davon vorerst nicht beeindrucken. Er hält an der umstrittenen Reform fest. Der Arbeitsmarkt soll flexibler gestaltet werden, Unternehmer sollen Angestellte leichter entlassen können. Zudem steht eine Erhöhung des Rentenalters zur Diskussion.