Bei SBB-Verspätungen
Kiosk-Mitarbeiter servieren bald Gratis-Kaffee aufs Perron

Valora hat alle 262 von den SBB ausgeschriebenen Kiosk- und Convenience-Flächen ergattert und dabei zum Beispiel Coop ausgestochen. Dafür musste sich Valora aber anstrengen und neue Ideen liefern. Zudem wird die Miete verdoppelt.
Publiziert: 25.04.2019 um 06:45 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:17 Uhr
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In letzter Zeit sank der Valora-Kurs stark – heute macht er einen Freudensprung.
Konrad Staehelin (mit Material der SDA)

Bei grossen Verspätungen sollen bald Kiosk- oder Avec-Mitarbeiter Kaffee an die verärgerten SBB-Passagiere ausschenken, um sie ein wenig milder zu stimmen. Das ist einer der Deals, mit denen der Valora-Konzern sich die 262 Kiosk- und Convenience-Flächen geschnappt hat, welche die SBB letztes Jahr ausgeschrieben hatte. Dabei hat man mit seinen erneuerten Konzepten für K Kiosk und Avec auch hochmotivierte Konkurrenz aus dem In- und Ausland wie zum Beispiel Coop ausgestochen. Bisher betreibt Valora 231 Standorte – 31 werden also dazukommen.

BLICK fragt heute Morgen nach, wie man darauf gekommen sei, den SBB plötzlich auch Kaffee aufs Perron liefern zu wollen. Valora-CEO Michael Müller (46): «Wir und die SBB haben die gleichen Kunden – da müssen wir zusammenarbeiten, um diese so glücklich wie möglich zu machen.» Das sei aber nicht die einzige Innovation, wegen der man mit den SBB in Kontakt sei und die man in den nächsten Monaten und Jahren umsetzen wolle. Die neuen Läden werden laufend bis 2021 eröffnet.

Riesen-Sprung an Börse

Das neue Konzept ist aber nur die halbe Wahrheit hinter dem Zuschlag für Valora. Denn es geht auch um viel Geld. Die Mieten für die Standorte auf SBB-Gelände werden sich in den nächsten Jahren verdoppeln, so Müller. «Wir rechnen aber auch mit stark steigenden Umsätzen, da wir massiv mehr Convenience (Neudeutsch für Essen und Trinken, d. Red.) anbieten werden.» Da sind die Margen höher. In anderen Worten: Mehr Shops à la Avec, weniger Kioske.

Das glauben ihm die Investoren: Die Valora-Aktie sprang heute Morgen um über sieben Prozent in die Höhe. Das heisst, dass die Firma auf einen Schlag um rund 70 Millionen Franken an Wert zugelegt hat. Andererseits ist das wohl vor allem eine Kompensation dafür, dass der Kurs nach Ankündigung der Ausschreibung massiv verloren hatte. Mit anderen Worten: Die Investoren hatten Angst – und haben diese jetzt abgeschüttelt. 

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Valora hat ein Test-Jahr vor sich. Unter anderem startet dieses Jahr die Avec Box. Wer hier kaufen will, braucht die dazugehörige App. Damit scannen Kunden die Ware und damit zahlen sie dann auch.
Foto: PD

Nicht betroffen von den Veränderungen sind die Valora-Marken Brezelkönig, Caffè Spettacolo und BackWerk.

Valora wird öko

Valora hat sich neben höheren Mieten und Innovationen auch dazu verpflichtet, in ökologischer Hinsicht Verantwortung zu übernehmen und beispielsweise Food-Waste zu reduzieren oder bei recyclebaren Getränkeverpackungen neue Wege zu beschreiten.

Der schweizweite Mietvertrag für alle Kiosk-Flächen in SBB Bahnhöfen läuft Ende 2020 aus und wurde im Juni 2018 von den SBB öffentlich ausgeschrieben. Bestandteil der Ausschreibung waren auch die heute bestehenden Convenience-Stores, deren Mietverträge ebenfalls auslaufen.

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