Heute gehen in den 35 Buchhandlungen von Orell Füssli Thalia (OFT) wieder die Lichter an. Geschäftsleitungsmitglied Simona Pfister (35) hatte die letzten Tage alle Hände voll zu tun. In der noch geschlossenen Filiale an der Zürcher Europaallee schlägt einem der unverkennbare Geruch von neuen Büchern entgegen. Pfister hat BLICK kurz vor der Wiedereröffnung reingelassen, um das Corona-Schutzkonzept zu zeigen.
«Leuchtet die Säule beim Eingang grün, können die Kunden hereinkommen», erklärt die St. Gallerin. Ab heute dürften maximal 27 Personen inklusive Mitarbeitende im Laden sein. Das automatische Zugangssystem beim Ein- und Ausgang aller Buchfilialen begrenze die Zahl der Besucher, damit sie genug Distanz vor einander halten können. Je nach Filiale und Ladenfläche liegen mehr oder weniger Personen drin.
«Kunden sollen sich sicher fühlen»
Zwischen den Bücherregalen stehen Desinfektionsmittel. Bodenmarkierungen helfen Abstand zu wahren. Die Massnahmen richteten sich nach dem Schutzkonzept des Bundes und des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbands, erklärt Pfister. Dazu kommen Plexiglasscheiben vor den Kassen und Beratungszonen mit viel Platz. Es wird zudem öfter gereinigt.
«Es ist uns wichtig, dass sich die Kunden wohl und sicher fühlen, damit sie verweilen», sagt Pfister, die seit zwei Jahren in der Geschäftsleitung für den Vertrieb verantwortlich ist. Zuvor leitete sie Verkauf und Marketing der Kette M-Outlet der Migros Genossenschaft Ostschweiz.
Dürfen die Kunden Bücher anfassen und drin stöbern? «Ja, die Kunden können schmökern und in Büchern blättern, das ist kein Problem», erklärt Pfister. «Wir sorgen dafür, dass die Kunden beim Eingang die Hände desinfizieren.»
Kochbücher sind ein Renner
Mit der breiten Lockerung der Corona-Massnahmen normalisiert sich der Berufsalltag der obersten Vertriebschefin von Orell Füssli Thalia. Selber kam sie die letzten Wochen mehr als sonst zum Lesen, weil sie am Wochenende weniger ausgehen konnte. Zu Hause hat sie immer einen Stapel von rund 30 Büchern in Reserve.
Viele Kunden hingegen brauchten neue Bücher. Statt in der Buchhandlung kauften sie mehr übers Internet. «Online haben wir die letzten Wochen rund doppelt so viel verkauft wie zuvor», so Pfister. Sehr begehrt waren Kinderbeschäftigungsbücher, Jugendliteratur und Gesellschaftsspiele. Auch Kochbücher liefen sehr gut, ebenso klassische Unterhaltungsliteratur wie Krimis und Romane.
Für Nachschub ist gesorgt
Um die Nachfrage zu bewältigen, brauchte es mehr als die 22 Mitarbeiter von insgesamt 700, die normalerweise im Onlinegeschäft arbeiten. Geholfen haben ihnen die Mitarbeiter aus den Filialen in Kurzarbeit. «Wir wollten keine externen Mitarbeitende aufbieten», ergänzt Pfister. OFT zahlt übrigens im Gegensatz zu der Orell Füssli Holding, die mit 25 Prozent am Buchhändler beteiligt ist, keine Dividenden aus.
Noch immer machen Bücher 90 Prozent der Verkäufe aus. Die letzten Monate wurden drei neue Filialen eröffnet, im Juli soll die 36ste in Regensdorf ZH aufgehen. Die letzten Tage wurden gegen 40'0000 Bücher in die Filialen geliefert. Die Lieferketten seien trotz Grenzschliessungen stets intakt geblieben, so Pfister. Von ihr aus kann es losgehen: «Wir sind bereit für den Ansturm.» Auch wenn viele Kunden Schlange stünden, für Nachschub sei gesorgt.
Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (58) kritisiert die Widersprüche in den Schutzkonzepten. «Es ist nicht verständlich, wenn Kunden in anderen Branchen etwa Zeitschriften durchblättern können, wir aber nicht wie gewohnt unseren Gästen Zeitungen und Magazine zur Lektüre zur Verfügung stellen können», sagt er dem BLICK.
Konkret steht im Schutzkonzept von Gastrosuisse: «Der Betrieb verzichtet auf Gegenstände, die von mehreren Gästen geteilt werden (z. B. Zeitschriften, Magazine oder Snacks).» Ganz anders heisst es im Konzept des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands zum Stöbern der Kunden: «Der direkte Kontakt mit Büchern ist unbedenklich.»
Das sei nicht nachvollziehbar, kritisiert Platzer: «Die Branchen-Schutzkonzepte sind ganz unterschiedlich und viele Massnahmen werden inkonsequent umgesetzt. Viele Wirte werden nun unter Umständen ihre Zeitungen abbestellen, und die Printmedien müssten womöglich auch noch durch den Bund unterstützt werden, ergänzt er.
Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (58) kritisiert die Widersprüche in den Schutzkonzepten. «Es ist nicht verständlich, wenn Kunden in anderen Branchen etwa Zeitschriften durchblättern können, wir aber nicht wie gewohnt unseren Gästen Zeitungen und Magazine zur Lektüre zur Verfügung stellen können», sagt er dem BLICK.
Konkret steht im Schutzkonzept von Gastrosuisse: «Der Betrieb verzichtet auf Gegenstände, die von mehreren Gästen geteilt werden (z. B. Zeitschriften, Magazine oder Snacks).» Ganz anders heisst es im Konzept des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands zum Stöbern der Kunden: «Der direkte Kontakt mit Büchern ist unbedenklich.»
Das sei nicht nachvollziehbar, kritisiert Platzer: «Die Branchen-Schutzkonzepte sind ganz unterschiedlich und viele Massnahmen werden inkonsequent umgesetzt. Viele Wirte werden nun unter Umständen ihre Zeitungen abbestellen, und die Printmedien müssten womöglich auch noch durch den Bund unterstützt werden, ergänzt er.