Bei Logitech wirds jetzt hässlich
Firmengründer Daniel Borel stellt Präsidentin Wendy Becker ein Ultimatum

Seilziehen bei Logitech: Im Kampf gegen Wendy Becker verschärft Firmengründer Daniel Borel den Ton. Wie reagiert die Präsidentin Becker darauf?
Publiziert: 30.09.2023 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2023 um 11:08 Uhr
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Wendy Becker, Präsidentin von Logitech, ist unter Beschuss.
Foto: Darrin Vanselow
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Marc Kowalsky
Bilanz

Fast zwei Jahre lang hatte Daniel Borel gezögert, an die Öffentlichkeit zu gehen. Er hatte hinter den Kulissen geweibelt, beim Board von Logitech und bei der Präsidentin Wendy Becker selber. Er besprach sich mit Vertrauten innerhalb und ausserhalb der Firma, gab BILANZ ein bemerkenswertes Interview, das schliesslich nicht erscheinen durfte. Borels Ziel schon Ende 2021: dass Logitech hart auf die Kostenbremse tritt. Und später, dass schnell ein Ersatz für den seit Anfang 2022 zunehmend unsichtbaren, dann diesen Juni offiziell abgetretenen CEO Bracken Darrell gefunden wird. Vergeblich: «Becker hat in den letzten 18 Monaten nie reagiert auf etwas, das ich ihr auf konstruktive Weise gesagt habe», so Borel. Mehrmals habe er ihr Briefe geschrieben, viermal hätten sie miteinander gesprochen. «Aber es war jedes Mal ein Monolog, kein Austausch. Sie sitzt da wie ein Eisblock, sagt eine Stunde lang kein Wort und stellt nie eine Frage.» Warum es die Präsidentin nicht schafft, mit dem Gründer zusammenzuarbeiten, darüber wundert man sich zunehmend auch innerhalb der Firma.

Deshalb ergriff Borel an der GV von Logitech am 15. September das Wort und forderte den VR auf, einen neuen Präsidenten zu suchen. Dumm nur: Zu diesem Zeitpunkt war Becker bereits wiedergewählt, mit 96,5 Prozent der Stimmen. «Es hätte nichts geändert, wenn ich vorher gesprochen hätte», sagt Borel: «Dann hätte sie vielleicht ein paar Prozent weniger Ja-Stimmen bekommen. Fast alle Voten werden schon vor der GV abgegeben.»

Wendy Becker wurde von den Aktionären bereits wiedergewählt.
Foto: Darrin Vanselow / Blick

Dass Becker nun zurücktritt, glaubt wohl auch Borel selbst nicht. Es wäre das Zeichen, dass die äusserst machtbewusste Präsidentin vor einem Aktionär mit 1,5 Prozent der Stimmen kuscht – selbst wenn es einer der Firmengründer ist. Auch dass der VR Becker aus dem Amt drängt, dürfte äusserst unwahrscheinlich sein: Weil sie gleichzeitig Vorsitzende des Nominationskomitees ist, verfügt sie über eine grosse Machtfülle. Als «Kontrollfreak» und «sehr legalistische Person» bezeichnet sie Borel: «Ich bin überzeugt, sie arbeitet nicht für die Firma, sondern nur für sich selbst, um in der Welt zu glänzen. Es ist ganz klar, dass sie nicht zu Logitech gehört!»

Artikel aus der «Bilanz»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

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Borel legt nach: «Sie will den Ernst der Lage nicht wahrhaben, sie fährt die Firma gegen die Wand.» Er hält die ehemalige Modemanagerin für unqualifiziert: «Sie hat niemals zuvor so einen Job in einer komplexen, globalen Hightechfirma gemacht.» Und er wirft ihr vor, die Werte der Firma nicht zu teilen: «Sie hat keine Kultur der Bescheidenheit, sondern der Arroganz. Sie kann nicht mit Menschen umgehen und hat auch keinen wirklichen Respekt!»

Jetzt erhöht der Ehrenpräsident den Druck. «Ich kann nicht passiv bleiben», sagt Borel. Geht es nicht vorwärts, wird er die Unterstützung anderer Aktionäre suchen: «Und ich habe viele Anzeichen dafür, dass die Leute von Logitech meine Aktionen begrüssen und unterstützen. Ich tue es für sie und für die Firma, nicht für mich.» Den Zeitrahmen setzt er bereits fest: Wenn Becker «vor Ende des Jahres» keine Anstalten mache, ihr Amt zu räumen, werde er aktiv auf ihre Abwahl hinarbeiten. Das wird nicht leicht werden. Denn das Aktionariat ist zersplittert. Grösster Anteilseigner ist Logitech selbst mit 5,09 Prozent der eigenen Titel. Diese Stimmen kann Borel vergessen. Die folgenden neun Aktionäre – allesamt Banken und Vermögensverwalter – vereinen lediglich 26,76 Prozent auf sich. Borel mit seinen 1,5 Prozent ist elftgrösster Aktionär, danach rutscht der Stimmanteil schnell in den Promillebereich.

«Ich habe viel, um das Leben zu geniessen. Ich hasse diese Situation, die schon zu lange andauert», sagt der 73-jährige Borel. «Aber es geht nicht um mich oder Wendy Becker, sondern um die Zukunft der Firma.» Die kommenden Monate versprechen sehr spannend zu werden bei Logitech.

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