Bei Familie Lardi aus Wangs SG herrscht ein strenges Regime
Ist es gut, Sackgeld nur nach Leistung zu zahlen?

Für eine gute Note gibts eine CD, fürs Autosaugen oder Rasenmähen ein paar Franken. Doch fürs Nichtstun gibt es bei den Lardis kein Sackgeld.
Publiziert: 24.08.2012 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:53 Uhr
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Robin (15): «Manchmal umgehe ich meine Eltern und leihe mir was von meinem grossen Bruder.»
Foto: Phillipe Rossier
Von Biljana Jovic

Wenn der Jüngste, Gian­luca (10), sein grinsendes Sparschwein schüttelt, klimpert es nur leise. «Jetzt gerade ist nicht viel drin», so der Viertklässler. Kein Wunder, denn die drei Kinder von Familie Lardi aus Wangs SG bekommen kein Taschengeld – auf jeden Fall nicht einfach so.

«Wenn sie einen Batzen wollen, müssen sie uns danach fragen und auch etwas dafür tun», sagt Mutter Sandra (46). «Sie können sich etwas dazuverdienen, indem sie kleinere Aufgaben übernehmen.»

Der 15-jährige Robin bekommt für eine gute Note auch mal eine CD. Gianluca hat nach dem Rasenmähen einen Zweifränkler mehr im Kässeli. Oder er verkauft auf dem Flohmarkt alte Spielsachen. Dario (16) bekommt das Geld für seinen Saison-Skipass von den Eltern erst, wenn er auch wirklich zehn Mal dort war. Das entspricht dem Wert des Passes.

Und als er diesen Sommer einen Freund in die Familienferien in die Türkei mitnehmen wollte – und noch ein separates Zimmer wünschte –, zeigten ihm die Eltern die rote Karte. Er musste die Kosten selbst decken, sogar der Flug wurde ihm nicht geschenkt. Lediglich 200 Franken zahlten ihm die Eltern an die Reise.

«Bei grösseren Anschaffungen greifen wir ihnen, wenn es knapp wird, gerne unter die Arme», meint Sandra Lardi. Trotzdem – knallharte Sache. «Stimmt», sagt der Papa.

Vertrauent ist gut, Kontrolle ist besser

Aber warum diese Umstände? «So behalten wir die Kontrolle über ihre Ausgaben», sagt die Teilzeitverkäuferin. Und Vater Orlando Lardi (45), von Beruf ­Finanzverwalter, weiss: «Sie müssen lernen, dass man nicht nach Belieben Geld aus dem Portemonnaie zaubern kann.»

Robin, der eine Schwäche für Markenprodukte hat, stinkt das strenge Regime seiner Eltern schon ein wenig. «Manchmal umgehe ich meine strengen Eltern und leihe mir was von meinem grossen Bruder, der arbeitet ja schon.»

Denn auch wenn der 15-Jährige mit Freunden in den Nachbarort gehen will und dafür Geld braucht, muss er kleine Arbeiten erledigen. Fürs Autosaugen zum Beispiel gibts ein Zehnernötli.

Dagegen ist sein älterer Bruder Dario aus dem Schneider und verdient als Schreinerlehrling sein eigenes Geld. Dennoch: Jeden Monat legt der sparsame Teenager 300 Franken aufs Sparkonto. «Mir hat dieses System etwas gebracht. Heute kann ich besser mit Geld umgehen als viele meiner Freunde. Manchmal leihe ich ihnen sogar Geld aus.»

Die Geister scheiden sich – nicht nur bei den Lardi-Söhnen.

Konsumexperte äussert Zweifel

Daniel Jenal von der Kinder- und Jugendorganisation Pro Juventute spricht sich für eine regelmäs­sige Zahlung aus: «Wir empfehlen aus­serdem, das Taschengeld an keinerlei Bedingungen zu knüpfen.»

Der Fachexperte für Konsum ist sicher: «Nur wenn Kinder und Jugendliche ein Taschengeld zur freien Verfügung haben, entsteht die Möglichkeit, den Umgang mit Geld wirklich zu lernen.»

Sandra Lardi und ihr Mann kannten es nie anders, als wie sie es heute ihrem Nachwuchs weitergeben. Taschengeld war Luxus: Die Mutter erinnert sich an ihre Jugendjahre und eine Jeansjacke für 20 Franken, um welche sie tagelang im Laden herumschlich. «Ich lag meinen Eltern deswegen lange in den Ohren.»

Auf dem Land sei sowieso schon immer alles anders als in der Stadt gewesen: «Hier brauchen Kinder weniger Geld.» Erst gestern gingen die Jungs in den Bach baden und nahmen ihr eigenes Essen mit.

Doch so hart, wie die Prinzi­pien der Eltern klingen, sind sie dann doch nicht immer. «Vor allem unser Küken Gianluca wickelt uns immer wieder um den Finger», verrät Orlando Lardi.

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