Behörden verfügen Abriss
Zermatter Paar verschenkt sein Chalet!

Das Chalet muss weg. So wollen es die Behörden. Der Abriss-Befehl steht. Die Eigentümer wollen es deshalb verschenken. Ihr Facebook-Aufruf löst ein grosses Echo aus.
Publiziert: 27.01.2021 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2021 um 17:26 Uhr
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Blick in die Stube des Chalet: Alles neu.
Foto: Facebook

Vor sechs Jahren hat die Familie Kronig eine alte Stall-Ruine in ein schönes Berghaus umfunktioniert. Ein moderner Ofen sorgt für Gemütlichkeit. Die rote und moderne Küchenzeile knallt farbig in die Stube. Das Bad ist mit viel Liebe zum Detail renoviert.

Keine Frage: Das Chalet ist ein Hingucker. Das Problem: Es steht ausserhalb der Bauzone. Und der Umbau erfolgte ohne Genehmigung der Behörden. Deshalb hat die zuständige Gemeinde den Abriss befohlen. Bis spätestens Ende September 2021 muss das Haus weg.

Die Eigentümer wollen das Chalet deshalb verschenken. Via Facebook suchen die Zermatter Eva (37) und Patrick Kronig (36) nach einem Abnehmer oder einer Abnehmerin. «Wir haben vor sechs Jahren aus einer alten Stall-Ruine ein wunderschönes, einzigartiges, kleines Berg-Chalet mit Smart-Home-System erbaut», schreiben die beiden im öffentlichen Inserat.

Grosses Echo

«Der Haken daran: ohne Bewilligung. Das Häuschen muss abgerissen werden.» Nicht sehr smart sei das gewesen, schreiben die beiden. «Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.»

Nun suchen die beiden nach «ehrlichen Menschen, die an einer Win-win-Situation interessiert sind.» Vielleicht habe jemand ein Stück Boden, «gerne auch in den Bergen (Bauzone)», wo genau dieses Chalet hervorragend hinpassen würde und dann gemeinschaftlich genutzt werden könne.

Das Feedback ist umwerfend. Über 20 konkrete Angebote kamen rein. Darunter sind Anfragen aus Zermatt selbst, aus verschiedenen Oberwalliser Regionen, aus Deutschland, Österreich und sogar aus Schweden. Der «Walliser Bote» bringt die Geschichte auf der Frontseite. «Das Interesse ist schlicht überwältigend», sagt Eva Kronig zum Blatt.

Halbe Million investiert

Eine halbe Million hat das Paar, das zwei kleine Kinder hat, ins Haus investiert. Zahlreiche Stunden verbrachte die junge Familie im vermeintlichen Bergidyll. Patrick Kronig hat den verlotterten Stall einst von seinem Vater geerbt und beim Umbau zum Teil selbst Hand angelegt.

Eine Ruine war es bei der Erbschaft. Ein paar Holzbalken auf allen vier Seiten waren vom Stall übrig. Unbrauchbar. «Wir haben es massgetreu wiederaufgebaut und so gestaltet, dass es in die Landschaft passt», sagt Patrick Kronig.

Knapp vier Jahre nach dem Umbau ging beim Kanton eine anonyme Anzeige ein. Die Behörden meldeten sich per Brief bei den Kronigs. Das Haus befinde sich ausserhalb der Bauzone und der Umbau sei nicht bewilligt worden, wird mitgeteilt. Man bitte um eine Stellungnahme.

Abriss muss der Neue bezahlen

Es kommt schliesslich zum Abriss-Befehl. Im Frühling 2020 geht die Order raus, dass das Haus bis Ende September 2020 weg muss. Patrick Kronig ist zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich angeschlagen und erwirkt eine Verlängerung der Frist um ein Jahr.

Zweistöckig ist das Haus, die Grundfläche leicht über 20 Quadratmeter. Ein Riegelbau. Die einzelnen Elemente können via Fahrzeug oder Helikopter abtransportiert werden. Für diese Kosten und für den Wiederaufbau müsste allerdings der neue Besitzer geradestehen. (ise)

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