Sie sehen aus wie lustige, bunte Bonbons – und können für Kinder lebensgefährlich werden. Wie für die zehn Monate alte Esther im US-Bundesstaat Wisconsin. Das Kleinkind starb, nachdem es Wasserperlen verschluckt hatte.
Mehr Glück hatte die damals neun Monate alte Kennedy. Ärzte konnten «Water Beads», wie sie auf Englisch heissen, operativ aus ihrem Unterleib entfernen. Die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC kündigte an, ein Verbot zu prüfen. Man habe Hinweise auf mehr als 7800 Kinder, die wegen Wasserperlen in Notfallabteilungen behandelt wurden.
Bis zu Golfballgrösse
Die Gelbällchen, die oft als Kinderspielzeug vermarktet werden, können im Kontakt mit Flüssigkeiten auf das Hundertfache anschwellen – auch im Körper eines Kindes, das sie verschluckt oder in Körperöffnungen steckt. Gemäss Tests des US-Verbrauchermagazins Consumer Reports sind manche dieser Kügelchen winzig wie Muffinstreusel und wachsen auf die Grösse einer Murmel an, andere gar auf die Grösse eines Golfballs. Nach massivem Druck von Eltern und Verbraucherschutzorganisationen kündigten Amazon und weitere Händler diese Woche einen Verkaufsstopp an.
In der Schweiz gab es bisher keinen solchen Alarm – obwohl auch die Migros Wasserperlen der bekannten Marke Orbeez anbietet. Der Grossverteiler versucht aktuell sogar, deren Verkauf mit einem bis Sonntag befristeten Sonderangebot anzukurbeln. Auf die Sicherheitsbedenken angesprochen, teilt Migros mit, das Produkt entspreche den gesetzlichen Vorgaben. Die Altersempfehlung ab fünf Jahren und ein Hinweis auf die Gefahr des Verschluckens seien auf der Packung deutlich angegeben. Galaxus dagegen kündigt auf Anfrage an, Orbeez und sämtliche weitere Bastel- und Spielzeugwasserperlen umgehend aus dem Sortiment zu nehmen. Auch Manor verspricht einen «vorsorglichen Verkaufsstopp».
Unzureichende Packungshinweise
Orbeez beharrt darauf, man halte sich an strenge Sicherheitsvorschriften, liess Journalistenfragen zu den Sicherheitstests aber bisher unbeantwortet. Die CPSC bezieht ihre Sicherheitswarnung explizit auf alle Marken und hält die Packungshinweise für unzureichend: Die Perlen älterer Geschwister würden beim Aufräumen oft übersehen, sogar unter Aufsicht könnten Kinder leicht unbemerkt Perlen verschlucken.
Der Schweizerische Spielwarenverband erklärt, dank eigener Labortests seien «Sicherheitsbedenken von Wasserperlen bekannt». Man empfehle Importeuren, die Produkte im Zweifel selbst zu testen. Das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit lässt ein eigenes Einschreiten offen: «Wir werden den Verband der Kantonschemiker informieren.» Der Verband seinerseits schreibt Blick, ihm sei die «gesundheitliche Problematik» bereits bekannt. Bei den Stichprobenkontrollen sei man aber noch nicht auf Wasserperlen gestossen.
Neben Migros verkaufen viele Onlineshops wie baby-markt.ch und meinspielzeug.ch Wasserperlen.