Zinswende auch in der Schweiz?
Straffere Geldpolitik – US-Notenbank stellt höheren Leitzins in Aussicht

Die Fed beschleunigt den Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik. Die Inflation gehöre gedrosselt. Die US-Börsenmärkte reagieren zunächst mit soliden Kursanstiegen.
Publiziert: 15.12.2021 um 23:13 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2021 um 08:02 Uhr
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US-Notenbankchef Jerome Powell will Inflation in den Griff kriegen.
Foto: Dukas

Die Fed beschleunigt angesichts der hohen Inflation den Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik. Programme zur Stützung der Konjunktur werden beendet. Und schon ab nächstem Jahr stehen mehrere Leitzinserhöhungen im Raum. Der Dow sprang in einer ersten Reaktion um 380 Punkte hoch, der Nasdaq stieg in einer Erleichterungsrally um zwei Prozent.

Die US-Notenbank beschleunigt ihre Kehrtwende von den Hilfsprogrammen zur Bewältigung der Corona-Krise hin zu einer strafferen Geldpolitik zur Bekämpfung der hohen Inflation. Die Federal Reserve (Fed) kündigte am Mittwoch an, ihre konjunkturstützenden Wertpapierkäufe schneller als zuletzt angekündigt zu drosseln. Zudem signalisierten die Notenbanker für 2022 und das Folgejahr mehrere Erhöhungen des Leitzinses.

Notenbankchef Jerome Powell (68) sagte, die Wirtschaft wachse in robustem Tempo und der Arbeitsmarkt erhole sich weiter gut hin zum Ziel der Vollbeschäftigung. Daher und wegen der höheren Inflationsrate sei eine Straffung der Geldpolitik angezeigt. Ein mögliches Risiko für den wirtschaftlichen Ausblick sei der weitere Verlauf der Pandemie, «inklusive neuer Varianten des Virus», schränkte Powell ein.

Fed drosselt Wertpapierkäufe

Die Fed wird ihre Anleihekäufe nun aggressiv zurückfahren und sieht drei Zinserhöhungen im nächsten Jahr vor. Im November waren noch Papiere im Wert von 105 Milliarden US-Dollar angekauft worden, im Dezember sollen es 90 Milliarden Dollar sein und nur noch 60 Milliarden Dollar ab Januar.

Damit könnte das Programm im März auslaufen, was eine Vorausbedingung für mögliche Zinserhöhungen sei, sagte Powell vor Journalisten. Bis zum Oktober hatte die Fed monatlich noch Papiere im Wert von 120 Milliarden Dollar gekauft. Mit den Ankäufen pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln.

Am Leitzins, der in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent liegt, ändert sich vorerst nichts. Die geldpolitischen Entscheidungen waren an den Finanzmärkten so erwartet worden. Erhöhungen des Leitzinses scheinen nun bereits ab Mitte 2022 möglich. Höhere Zinsen würden die hohe Inflation ausbremsen, aber auch gleichzeitig das Wachstum der weltgrössten Volkswirtschaft drosseln. Höhere US-Zinsen bedeuten auch Signalwirkung für übrige Volkswirtschaften, wo Negativ- oder sogenannte Strafzinsen erhoben werden.

Hypothekarzinsen in der Schweiz dürften 2022 steigen

Vor dem Hintergrund einer Zinswende an den internationalen Finanzmärkten dürften die Hypothekarzinsen in der Schweiz in der zweiten Jahreshälfte 2022 steigen. Leicht zunehmen dürfte die Bandbreite der Schwankungen, wie der Online-Vergleichsdienst Comparis schreibt.

Bei den zehnjährigen Festhypotheken dürfte sich die Bandbreite zwischen 0,85 und 1,35 Prozent bewegen. Aktuell beträgt der Richtzins 1,16 Prozent. Der Impuls für höhere Zinsen dürfte von der Europäischen Zentralbank ausgehen. Der Schweizer Kapitalmarkt dürfte sich diesem Trend nicht ganz entziehen können.

Vor allem steigende Energiepreise hätten im vierten Quartal 2021 Inflationsängste geschürt. Comparis rechnet für das nächste Jahr mit einem leichten Preisanstieg. Die Teuerung in der Schweiz dürfte sich bei rund 0,7 Prozent einpendeln. Der Anstieg der Energiepreise dürfte jedoch nur temporär sein.

Signifikant höhere Zinsen seien daher 2022 unwahrscheinlich. Hypothekarnehmer sollen dennoch die Schwankungen am Markt nutzen, um den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss von Hypothekarverträgen zu erwischen. Derzeit sei eine steigende Nachfrage nach Hypotheken mit längerer Laufzeit zu beobachten, teilte Comparis weiter mit. (SDA)

Vor dem Hintergrund einer Zinswende an den internationalen Finanzmärkten dürften die Hypothekarzinsen in der Schweiz in der zweiten Jahreshälfte 2022 steigen. Leicht zunehmen dürfte die Bandbreite der Schwankungen, wie der Online-Vergleichsdienst Comparis schreibt.

Bei den zehnjährigen Festhypotheken dürfte sich die Bandbreite zwischen 0,85 und 1,35 Prozent bewegen. Aktuell beträgt der Richtzins 1,16 Prozent. Der Impuls für höhere Zinsen dürfte von der Europäischen Zentralbank ausgehen. Der Schweizer Kapitalmarkt dürfte sich diesem Trend nicht ganz entziehen können.

Vor allem steigende Energiepreise hätten im vierten Quartal 2021 Inflationsängste geschürt. Comparis rechnet für das nächste Jahr mit einem leichten Preisanstieg. Die Teuerung in der Schweiz dürfte sich bei rund 0,7 Prozent einpendeln. Der Anstieg der Energiepreise dürfte jedoch nur temporär sein.

Signifikant höhere Zinsen seien daher 2022 unwahrscheinlich. Hypothekarnehmer sollen dennoch die Schwankungen am Markt nutzen, um den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss von Hypothekarverträgen zu erwischen. Derzeit sei eine steigende Nachfrage nach Hypotheken mit längerer Laufzeit zu beobachten, teilte Comparis weiter mit. (SDA)

Leitzins könnte 2022 auf 0,9 Prozent steigen

In einer neuen Wirtschaftsprognose signalisierte die Fed für das kommende Jahr nun mehrere Zinsschritte. Der Leitzins könnte demnach 2022 auf 0,9 Prozent steigen. In der vorigen Prognose vom September war die Fed noch von einem Niveau von 0,3 Prozent ausgegangen. Für 2023 wird nun ein Zinsniveau von 1,6 Prozent angepeilt. Das wären 0,6 Prozentpunkte mehr als noch bei der letzten Prognose.

Die Zinsprognosen der Fed repräsentieren die im Mittel von den Mitgliedern des Zentralbankrats erwarteten Zinsschritte. Sie sind für die Notenbanker nicht bindend. Sie können die Geldpolitik stets angesichts der Entwicklung von Konjunktur und Arbeitsmarkt anpassen.

Die US-Inflationsrate lag im November im Vergleich zum Vorjahr bei 6,8 Prozent, dem höchsten Wert seit fast vier Jahrzehnten. Experten machen das rasante Wachstum, höhere Energiepreise, Verzerrungen des Marktes infolge der Pandemie und Probleme globaler Lieferketten für die hohe Teuerungsrate verantwortlich.

Inflation als Risiko

Inzwischen steigen die Preise in vielen Wirtschaftsbereichen. Auch Löhne, Immobilienpreise und Mieten steigen. Bis vor kurzem hatte die Fed die hohe Inflation als vorübergehendes Phänomen nach der Corona-Krise eingestuft. Inzwischen räumt Fed-Chef Powell aber ein, dass die Preise noch weit ins nächste Jahr deutlich ansteigen dürften. Es gebe ein «reales Risiko», dass die Inflationserwartungen dauerhafter anstiegen, fügte Powell hinzu.

Die Fed korrigierte in den neuen Prognosen ihre Inflationserwartung erneut nach oben. Für 2022 rechnet die Notenbank nun mit einer Teuerungsrate für die Verbraucher von 5,3 Prozent. Im September war sie noch von 4,2 Prozent ausgegangen. Für 2022 rechnet die Fed mit einer Inflationsrate von 2,6 Prozent, 0,4 Prozentpunkte mehr als noch in der September-Prognose. Mittelfristig strebt die Zentralbank eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an.

Gedämpfte Wachstumsprognosen

Die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr senkte die Fed nochmals. Im September war die Zentralbank noch von einem Plus von 5,9 Prozent ausgegangen, nun erwartet sie ein Wachstum von 5,5 Prozent. Im Juni hatte die Notenbank für die weltgrösste Volkswirtschaft noch mit einem Wachstum von 7 Prozent gerechnet. Für 2022 gehen die Währungshüter neu von einem Wachstum um 4 Prozent aus.

Sehr positiv beurteilt die Fed weiterhin die Lage am Arbeitsmarkt. Bis Ende kommenden Jahres erwartet die Notenbank eine Arbeitslosenquote von nur noch 3,5 Prozent. Das entspräche dem Zustand der Vollbeschäftigung und dem Wert vor der Corona-Pandemie. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise hatte die Quote fast 15 Prozent erreicht, inzwischen liegt sie bei 4,2 Prozent. Viele Firmen klagen bereits über einen Mangel an Arbeitskräften. (SDA/kes)

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