«An dem Tag, als ich das Wort 'Daesh' (IS) hörte, habe ich sofort angeordnet, die Fabrik zu schliessen. Das war im August 2014, und es ging um Verhandlungen mit Daesh. Von Geld war direkt nicht die Rede», sagte er gegenüber der NZZ vom Mittwoch.
Lafarge wird verdächtigt, 2013 und 2014 über die Tochtergesellschaft Lafarge Cement Syria (LCS) fast 13 Millionen Euro an terroristische Gruppen, darunter den sogenannten Islamischen Staat (IS), sowie an Mittelsmänner gezahlt zu haben.
Im vergangenen Oktober wurde Lafarge deshalb in den USA zu einer Busse von 778 Millionen Dollar verdonnert. In Frankreich laufen noch Gerichtsverfahren wegen der Affäre, darunter gegen Lafont und weitere ehemalige Führungskräfte.
Die Vorwürfe lauten auf Finanzierung einer terroristischen Vereinigung, die Gefährdung von Menschenleben sowie die Verletzung eines Embargos und Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Vor einer Woche hat das Kassationsgericht in Paris den Entscheid darüber auf den 19. September vertagt.
Mit der Affäre muss sich nun Holcim herumschlagen, nachdem der Schweizer Zementkonzern den französischen Konkurrenten Lafarge im Jahre 2015 übernommen hatte. «Hätte Holcim seinerzeit von den Zahlungen an die Terroristen in Syrien gewusst, hätte der Konzern die Übernahme platzen lassen. Das geht aus dem Schuldeingeständnis in den USA hervor», schreibt die NZZ.
Lafarge soll die Affäre bei der Fusion verschwiegen und damit die Schweizer getäuscht haben. Dagegen wehrt sich Lafont, der Lafarge in die Fusion führte und gerne Chef des neuen Gesamtkonzerns geworden wäre. «Das ist für mich inakzeptabel und rufschädigend. Deshalb muss ich reagieren», sagte er im Gespräch mit der NZZ.
Lafont begründet sein Nichtwissen mit der Geheimdiensttheorie: Westliche Geheimdienste - unter anderem die französischen - sollen die Zementfabrik als Basis benutzt haben, um die Aktivitäten der terroristischen Gruppen zu verfolgen. Deshalb seien nur ganz wenige Leute im Bild gewesen - und er nicht.
«Ich hätte als CEO darüber Bescheid wissen müssen, was in Jalabiya läuft», sagte Bruno Lafont der NZZ und relativierte sogleich: «Aber ich war von den Informationsflüssen abgeschnitten.» (SDA)