Bauhaus-Gründer Heinz Georg Baus weiss, wie man Geld spart
So trickst ein Milliardär das Steueramt aus

Heimwerker-König Baus zählt hierzulande zu den Allerreichsten. Doch der Milliardär zahlt in der Schweiz Steuern wie ein Handwerker.
Publiziert: 19.10.2014 um 20:14 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:38 Uhr
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Das Anwesen von Heinz G. Baus in Thun, wo er angeblich nur noch selten ist.
Foto: Peter Gerber
Von Niklaus Vontobel

Es ist eine Geschichte, die mag man kaum glauben. Da gibt es eine Kaste von Milliardären, die nirgends richtig Steuern zahlt – sogenannte «Steuernomaden». Ihre Tricks sind völlig legal. Sie verlegen ihren Wohnsitz in Steuerparadiese. Andernorts halten sie sich gerade so lange auf, wie es das Gesetz zulässt, ohne steuerpflichtig zu werden.

Ein Beispiel ist Heinz G. Baus, 80 Jahre alt. Von ihm gibt es ein einziges veröffentlichtes Bild – es ist 30 Jahre alt. Er hat ein Firmenimperium mit Bauhaus-Ketten geschaffen, das jeder Heimwerker kennt. Er selber bleibt ein Phantom.

In den 70ern nach Thun

Bereits in den 70er-Jahren entdeckte Baus das milde Steuerklima in der Schweiz. Mit seiner Familie siedelte er nach Thun BE über. Das Holding-Dach für sein Imperium zimmerte der gelernte Handwerker in Zug. Baus fungiert noch heute als VR-Präsident der Bauhaus.

Vor etwa zehn Jahren kam es zum Bruch mit Thun. Gerüchteweise soll die Stadt wegen Baus geringer Steuerrechnung nachgefragt haben. Die Folge: Der schwerreiche Firmengründer verabschiedete sich ins Steuerparadies Monaco. Seither ist er «résident privilégié» des Fürstentums.

Baus lieferte in der Schweiz fortan so viel Steuern ab wie eine Berner Pflegefachfrau mit 20 Jahren Berufserfahrung – oder wie viele seiner Heimwerker, die täglich in seinen Zentren einkaufen.

5000 Franken «Einkommen»

Der Steuerausweis von 2012 zeigt, dass Baus in Thun lediglich eine Immobilie versteuerte. Macht: 5000 Franken «Einkommen» und 1,4 Millionen Vermögen. Total dürfte dies Baus in Thun 4900 Franken Steuern gekostet haben.

Praktisch: In Monaco zahlt Baus null Steuern auf sein Einkommen. Dafür muss er sich im Stadtstaat drei Monate pro Jahr aufhalten, ausserdem eine eigene Bleibe mit einem Stromvertrag nachweisen. Seine Ex-Frau Heidegret Baus-Greulich (72) bezahlt in Thun wesentlich mehr Steuern.

Warum bittet Thun Baus nicht stärker zur Kasse? Das Recht, Baus stärker zu besteuern, hätte die Stadt, denn mit Monaco gibt es kein Abkommen über doppelte Besteuerung. Aber: Die Stadt müsste nachweisen, dass Baus sich lang genug in der Schweiz aufhält. Das würde schwierig. Baus lässt über den Geschäftsführer der Bauhaus Holding, Peter Heussi (48), ausrichten, er sei nur noch ab und zu in der Schweiz. «Ferienhalber oder auch mal zur Arbeit.» Die Liegenschaft in Thun diene nur noch dem Unternehmen für Gäste oder Sitzungen.

Thun könnte dies alles nachprüfen, Zugtickets verlangen, Auszüge von Kreditkarten oder Bankkonten, Stromrechnungen, Quittungen von Tankstellen oder Vereinsmitgliedschaften.

Sonderdeals lohnen sich für Reiche

Im Kanton Bern werde zu wenig getan, monieren Kritiker. «Statt das Gesetz durchzusetzen, biegt man es anscheinend lieber», sagt SP-Nationalrätin Margret Kiener-Nellen. Sonderdeals für Reiche würden sich nicht lohnen. «Die Infrastruktur wird voll genutzt. Wer korrekt versteuert, fühlt sich veralbert.» Dafür kriege man etwas aus der Portokasse.

Thun kontert. «Wir gehen jedem Hinweis auf mögliches Unrecht nach», so Jürg Alder, Sprecher der Stadt. Mit Fragebogen und persönlichen Gesprächen kläre man regelmässig, ob jemand in Thun den steuerrechtlichen Wohnsitz habe.

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