Ab Temperaturen von 25 Grad fühlen sich die typischen Schweizer Kühe nicht mehr wohl. Mit den Bakterien im Pansen, dem grössten der drei Vormägen, haben Kühe zusätzlich eine innere Heizung. Milchleistungskühe leiden am meisten unter der Hitze.
Immer cool und zufrieden, auch bei 30 Grad, ist die indische Rasse Zebu. Hierzulande gewann sie an Beliebtheit: Waren bei der Organisation Mutterkuh Schweiz Ende 2014 erst sechs Zebu-Kühe registriert, sind es heute bereits 154. Zebus sind anspruchslos und widerstandsfähig. Ihr Fleisch gilt als zart und aromatisch.
Hitzeresistenz allein genügt nicht
Auch sehr hitzetolerant sind die Piemonteser Kühe – deren Anzahl blieb die letzten Jahre stabil bei etwas über 200. «Allerdings können diese beiden Rassen weniger gut mit der Kälte umgehen», sagt Daniel Flückiger (37), stellvertretender Geschäftsführer bei Mutterkuh Schweiz.
Am besten geeignet für Hitze und Minustemperaturen sei die Hereford-Rasse. Die Anzahl Hereforder hat in den letzten Jahren jedoch nicht zugenommen, weil ihre Kälber im Schnitt weniger schnell wachsen und die Fleischausbeute geringer ist als bei anderen, stärker verbreiteten Rassen.
Allerdings betont Flückiger: «Es ist nicht vernünftig, sich bei der Rassenwahl auf ein paar Wochen im Sommer zu konzentrieren.» Denn die Mehrheit der Schweizer Kühe sollte mit der Klimaerwärmung hierzulande zurechtkommen. Wenn es pro Jahr zwei bis drei Grad wärmer werde, heisse das nicht, dass die Kühe hier falsch am Platz seien.
Seine Empfehlung: Bei über 25 Grad sollten die Kühe in den Schatten oder erst in der Nacht auf die Weide geschickt werden. Viel problematischer sei die Klimaerwärmung für den Futteranbau – schon heute muss Futter importiert werden.
Kühe müssen sich Klimawandel anpassen
Statt auf neue Rassen auszuweichen, müssten sich die verbreiteten Kuhrassen dem Klimawandel anpassen, sagt Martin Huber, Präsident der Interessengemeinschaft IG neue Schweizer Kuh. Die IG züchtet auf Basis der häufigsten Schweizer Kühe.
Bei den knapp 700'000 Kühen hierzulande dominieren die Rassen Schweizer Braunvieh und Fleckvieh weitaus. Mittels Selektion fördert die IG fruchtbare Kühe, die sich mit Schweizer Gras und Heu begnügen und weniger Antibiotika brauchen. «Wir gehen nicht davon aus, dass sich das Klima schneller wandelt, als wir züchten können.»