Schweizer Milchbauern haben nichts zu lachen. Sie bekommen noch 53 Rappen pro Liter Milch. Damit kann hier kein Landwirt profitabel arbeiten. Noch vor drei Monaten demonstrierten sie mit ihren europäischen Kollegen, denen es noch dreckiger geht, lautstark in der belgischen Hauptstadt Brüssel.
Nun wählen sie den leisen Weg. Morgen haben acht Schweizer Milchbauern zusammen mit 132 Kollegen aus ganz Europa im Vatikan einen Termin bei Papst Franziskus (79). Im Rahmen einer Generalaudienz wollen sie ihn auf die Missstände im Milchbusiness aufmerksam machen.
Und ihm Milch, Käse und Joghurt von Bauern überreichen, die einen fairen Preis für ihre Milch erhalten haben.
«Er ist ein Hoffnungsträger»
«Wir wollen dem Papst zeigen, wie dramatisch die Situation für uns Milchbauern ist», sagt Werner Locher (62), Geschäftsführer der Bauernorganisation Big-M zu BLICK. «Er ist ein Hoffnungsträger und einer der einflussreichsten Männer der Welt», so Locher.
Die Bauern hoffen, dass der Papst ihre Anliegen aufnimmt. Und später bei Treffen mit Staatschefs oder Wirtschaftsführern vorbringt. «Er ist bekannt für seine soziale Ader. Ich bin sicher, dass er ein offenes Ohr hat für unsere Probleme.»
«So schafft man neue Armut»
Es könne nicht sein, dass wegen der Überproduktion in Europa Milch zu Dumpingpreisen nach Afrika exportiert werde. «So zerstört man die Existenz von Kleinbauern in Afrika. Und schafft neue Armut», sagt Locher. Man dürfe so nicht mit Nahrungsmitteln umgehen.
«Und es darf nicht sein, dass sich in der ganzen Nahrungsmittelkette ein paar wenige dumm und dämlich verdienen und andererseits Hunderttausende ums Überleben kämpfen», sagt der umtriebige Milchbauer zu BLICK.