Diese Woche erhielten die Angestellten einer Westschweizer Bata-Niederlassung die Kündigung (BLICK berichtete). Im Juli folgen offenbar Schliessungen in einer weiteren Region. In Baden AG steht zudem eine Bata-Filiale auf dem Prüfstand. Wie viele der nur noch 29. Läden dem Spardiktat der Tschechischen Bata-Familie um Sohn und Multimillionär Thomas Archer Bata (28) zum Opfer fallen, sagt das Unternehmen nicht.
Der Branche drückt der Schuh: Laut dem Marktforschungsinstitut GfK Switzerland stürzte der Schweizer Schuhdetailhandel 2015 erstmals unter die Umsatz-Marke von 2 Milliarden Franken. Rückgang zum Vorjahr: –6.1 Prozent!
Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, weil GfK Schuhläden von Einzelunternehmern nicht berücksichtigt. Diese klagen über zweistellige Umsatzrückgänge im letzten Jahr.
Auch Parsito und Botty mussten zuletzt ihr Ladennetz zusammenstreichen, weil immer mehr Kunden ins Internet zu Zalando und Co. abwanderten.
Karl Vögele schloss gegen ein Dutzend Schuhfilialen und stiess das Österreich-Geschäft mit 70 Läden ab. Jetzt will man sich nur noch auf die Schweiz konzentrieren. Gerüchten, wonach Vögele Shoes zum Verkauf steht, dementiert das St. Galler Familienunternehmen nicht. Die Nummer 2 im Markt hinter Dosenbach und noch vor Ochsner Shoes musste 2014 einen Umsatzrückgang von 6 Prozent auf 252 Millionen Franken hinnehmen. «Auch im 2015 lag der Umsatzrückgang im einstelligen Prozentbereich», sagt Adrian Grossholz (47), Chef von Vögele Shoes, zu BLICK. Seit Januar ist er Chef von 290 Filialen schweizweit, darin eingeschlossen 10 Max Shoes- und 80 Bingo Discount-Shops.
Er hat in den letzten zehn Monaten jeden Stein im Unternehmen umgedreht. Nun startet der Filialumbau: «Bis Ende 2017 haben wir den wichtigsten Teil unserer Filialen auf das neue Konzept umgestellt», kündigt Grossholz an. Dieses sei ganz auf Schweizer Frauen ausgerichtet, «weil sie meist den Kaufentscheid treffen».
Der neu eröffnete Vögele-Vorzeigeladen in Zürich wirkt urban und übersichtlich. Es hat Computer-Terminals und Online-3D-Konfiguratoren, an den Kundinnen ihre eigenen Modelle designen können. «Der Schuh genügt nicht mehr als reines Kaufargument», weiss Grossholz. Man müsse gleichzeitig on- und offline Kaufanreize bieten, Läden und Internet-Shop besser vernetzen.
Mitten in der grössten Krise treten Schuhhändler die Flucht nach vorne an: Ketten wie Vögele nehmen viel Geld in die Hand für einen neuen Auftritt – ebenso Jelmoli, Navyboot oder Ochsner Shoes. Marktführer Dosenbach-Ochsner drückt der Schuh weniger als anderen: Dank der europäischen Deichmann-Gruppe im Rücken und 90 Prozent Eigenmarken kann der Schuhhändler Tiefstpreise machen. Und trotzdem noch eine hübsche Marge abschöpfen. Marketing-Leiter Steve Schennach (50): «Sowohl Dosenbach als auch Ochsner Shoes haben sich sehr gut geschlagen im 2015.» Aber auch er will BLICK keine Zahlen preisgeben.