Der Chemiekonzern Clariant steckt mitten in einer Restrukturierung, die den Verkauf von rund einem Drittel des gesamten Geschäftes umfasst. Damit die künftig kleinere Firma auch personell richtig dimensioniert ist, sollen weitere Stellen abgebaut werden.
Ein sogenanntes «Rightsizing-Programm» sieht einen Abbau von rund 1000 Arbeitsplätzen in den Dienst- und Regionalstrukturen vor, erklärten die Muttenzer am Mittwoch. Rund ein Drittel des Abbaus wird allerdings über den bereits teilweise erfolgten Verkauf von Firmenteilen erreicht.
In der Schweiz seien lediglich 25 Stellen von dieser Massnahme betroffen, erklärte ein Sprecher von Clariant. Ende 2019 hatte die Firma weltweit noch rund 17'200 Mitarbeitende beschäftigt.
Sozialpartner nicht informiert
Der Abbau soll auch via natürliche Fluktuation geschehen und sich über maximal zwei Jahre erstrecken. Für den Stellenabbau wird Clariant eine Rückstellung in der Grössenordnung von 70 Millionen Franken bilden. Wie viel Clariant spart, wollte das Unternehmen nicht verraten.
Bei den Arbeitnehmenden kommt der Stellenabbau nicht gut an. Er sei das Resultat von jahrelang fehlender Innovationskraft, wofür die Geschäftsleitung verantwortlich sei, klagt die Gewerkschaft Syna in einer Mitteilung. Zudem seien die Sozialpartner nicht vorgängig informiert worden.
Der Stellenabbau hat sich aber angekündigt. Clariant will künftig kleinere Brötchen backen. Das Unternehmen hatte bereits vor einem Jahr ein Drittel des Geschäfts zum Verkauf ausgeschrieben. Gleichzeitig hatte das Management angedeutet, die künftig kleinere Firma müsse «neu dimensioniert» werden, um «überflüssige» Kosten zu vermieden.
Schrumpfen statt Expandieren
Clariant hatte mit dem Verkaufsentscheid eine Kehrtwende vollzogen und eine bis dahin verfolgte Expansionsstrategie in eine «Schrumpfkur» verwandelt. Diese wurde nötig, nachdem zuerst der geplante Zusammenschluss mit Huntsman und danach die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem saudi-arabischen Grossaktionär Sabic scheiterten.
Die neuen Kerngeschäfte von Clariant umfassen die Bereiche Care Chemicals (etwa Substanzen für die Kosmetikindustrie), Katalysatoren und Natural Resources (Produkte für den Erdölsektor und den Bergbau). Davon erhofft sich Clariant ein widerstandsfähigeres Produkteportfolio, das nicht mehr so stark auf konjunkturelle Schwächen reagiert.
Bereits losgeschlagen hat Clariant die Bereiche Pharmaverpackungen und Masterbatches (Farbgranulate). Noch im Schaufenster stehen die Pigmente; der Prozess dauert coronabedingt etwas länger. Mit einem Abschluss ist laut Clariant wohl nicht vor Mitte 2021 zu rechnen.
Erste Sparrunde killte 600 Jobs
Ein bereits früher lanciertes Effizienzprogramm ist laut Clariant «in voller Umsetzung». Bis Ende 2021 würden in diesem Programm bereits rund 600 Stellen abgebaut. Ziel dieses ersten Programm ist es, die Kosten um rund 50 Millionen Franken zu senken.
Der Aktienmarkt reagiert kaum auf die News. Gegen 12 Uhr büssen Clariant 0,9 Prozent ein. (SDA/ise)