Das Geschäft bei Breitling läuft gut. «Wir sind im vergangenen Jahr mit zweistelligen Raten gewachsen und dürften dies auch 2019 tun», sagte Kern am Freitag anlässlich der Basler Schmuck- und Uhrenmesse vor Medienvertretern. Konkrete Angaben zum Umsatz macht Breitling nicht. Schätzungen zufolge wurde die Umsatzschwelle von 500 Millionen Franken im letzten Jahr übertroffen.
Kern hatte das Zepter bei Breitling im Sommer 2017 übernommen und beteiligte sich am Unternehmen. Die Firma ist mehrheitlich im Besitz der Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners. Die frühere Besitzerfamilie um Théodore «Teddy» Schneider habe mittlerweile all ihre Aktien abgetreten, sagte Kern.
Traditionell war die Marke Breitling in der Vergangenheit mit dem Thema Aviatik in Europa, Japan und insbesondere in den USA stark vertreten. «Im Grossraum China ist Breitling dagegen kaum präsent», sagte Kern. Das soll sich in Zukunft ändern.
Gut unterwegs sei Breitling in der Markenkommunikation und, damit verbunden, mit dem Aufbau der Markenpräsenz in China. Dazu seien etwa Events und Werbung mit Markenbotschaftern wie Brad Pitt lanciert und viel über die sozialen Medien kommuniziert worden. Insbesondere junge Käufer, sogenannte Millennials, habe man so dazugewonnen.
Was aber Zeit in Anspruch nehme, sei der Ausbau des Verkaufsnetzes. «Dazu müssen wir die richtigen Standorte vor Ort finden», fuhr Kern fort. Aktuell verkauft Breitling die Uhren in China, Macau und Hongkong an gut dreissig Verkaufspunkten.
Das Ziel sei es, das Netz auf 100 auszubauen, wobei jährlich zwischen 20 und 25 neue Standorte eröffnet werden dürften. Dabei stehen nicht markeneigene Boutiquen im Fokus, sondern der Verkauf der Uhren über Händler. Insgesamt macht Breitling 80 Prozent des Umsatzes mit Partnern.
Kern glaubt, dass klassische, mechanische Uhren auf die lange Sicht ein «phänomenales» Wachstumspotenzial aufweisen. Die Uhr sei ein Produkt, welches mit Emotionen verbunden sei und das werde in Zukunft gefragt bleiben. «Es geht nicht um die Zeitmessung, sondern vielmehr um Geschichte und Handwerk.»
Herausfordernd sei es aber, dieses analoge Produkt in die wachsende digitale Welt einzufügen. Ein Weg dazu ist der Online-Verkauf von Uhren, und da investiert Breitling. «Wir haben im letzten Jahr einen E-Commerce-Kanal in den USA aufgebaut, gefolgt von China und sind seit ein paar Tagen auch in der Schweiz soweit. Und wir wollen dies auch in weiteren Ländern tun.»
Doch ein E-Commerce-Kanal allein bringe nichts, viel mehr brauche es eine breit abgestützte Vertriebsstrategie. Dazu zählt Kern die markeneigene Shops, Händlerpartnerschaften, Webportale wie Mr Porter oder auch Duty Free. «All das muss ineinander greifen und der Kunde entscheidet am Ende, wie und wo er eine Uhr kauft.»
Das Geschäft im Internet dürfte in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Kern geht davon aus, dass Breitling in rund drei Jahren jeden zehnten Franken über den Online-Kanal einnehmen wird.
Der Baselworld, die noch bis am Dienstag läuft, dürfte Breitling vorerst treu bleiben. «Wir wollen weiterhin an einer Uhrenmesse präsent sein. Noch ist allerdings unklar, in welcher Form», blieb Kern vage. Breitling brauche keinen Stand mehr mit Verkaufsbüros, wie dies bislang der Fall war. «Wir brauchen eine Fläche, wo wir unsere Story erzählen können.»
Zuletzt haben einige Aussteller, allen voran die Marken der Swatch-Gruppe, der Messe den Rücken zugekehrt. Begründet wurde dies in erster Linie mit den sehr hohen Kosten für den Messeauftritt. Wie andere in Basel «verbliebene» Markenchefs begrüsst auch Kern das neue Gesicht der Baselworld. Der zusätzliche Platz fürs Catering oder auch das Pressezentrum sei eine Bereicherung.
Für die Baselworld sei es aber noch ein weiter Weg, sich weg vom reinen Flächenvermieter hin zu einem Dienstleister zu entwickeln, der zum Beispiel Hotels reserviere, Transporte oder das Catering organsiere. «Wenn dieser Wandel der Baselworld nicht gelingt, werden weitere Aussteller die Messe verlassen», ist Kern überzeugt.
Auch für Breitling hat die Baselworld an Bedeutung verloren, während weltweite Roadshows nach dem Vorbild der Produktpräsentationen des iPhone-Herstellers Apple wichtiger werden. Solche Events führe man während des Jahres an mehreren Standorten durch, erklärte Kern. Man könne so neue Produkte dann präsentieren, wenn sie auch produziert werden können. «Der Kunde möchte das Produkt dann kaufen, nachdem er es gesehen hat.»