Zwölf Tage haben die Eisenbahner von SNCF in Frankreich im April gestreikt, und diese Woche lief bereits die nächste Streikwelle. Von den massiven Auswirkungen sind auch Reisende auf den Strecken zwischen Schweiz und Frankreich betroffen.
Am vergangenen Samstag verkehrten nur sechs TGV-Verbindungen zwischen den beiden Ländern. Alle anderen fielen aus. Bis Ende Juni gehts im folgenden Rhythmus weiter: drei Tage Arbeit, zwei Tage Streik, drei Tage Arbeit.
Wer ans französische Ferienziel oder rechtzeitig wieder nach Hause kommen will, muss auf andere Fortbewegungsmittel ausweichen. Wobei das Flugzeug zeitweise ebenfalls keine Option war, denn auch Air France streikte. Doch jeder Streik hat seine Profiteure. In diesem Fall ist es der Fernbusbetreiber Flixbus, der Fahrten ins französische Nachbarland anbietet.
«Der April ist dieses Jahr wie Hochsommer oder die Weihnachtszeit», sagt Raphaël Daniel, Sprecher von Flixbus Frankreich. Das Unternehmen kann auf zahlreichen Strecken Zusatzbusse einsetzen.
Bis zu sechsmal so viele Passagiere
Was das konkret für beliebte Strecken mit der Schweiz bedeutet, erklärt er BLICK. Die erste Welle des Streiks Anfang April fiel auf Dienstag und Mittwoch. Diese Tage seien für Flixbus generell eher schwach, so Daniel. Anders aber am 3. und 4. April. Auf der Strecke Basel–Paris verzeichnete das Fernbus-Unternehmen sechsmal so viele Passagiere wie in der Woche davor. Zwischen Zürich und Paris hat sich das Passagieraufkommen verfünffacht, zwischen Basel und Lyon verdoppelt.
Auch während der nächsten beiden Streikwellen habe die Zahl der Passagiere nach oben ausgeschlagen. Je nach Strecke und Tag verdoppelte bis verdreifachte sich die Zahl der Flixbus-Passagiere. In Richtung Frankreich sei der Effekt höher gewesen. Woran das liegt, weiss Daniel aber nicht.
Die neuen Passagiere sind Musterreisende
«Die Reservationen haben um 70 Prozent zugenommen», sagt Daniel. Die Neukunden, die wegen des Streiks auf Flixbus umsatteln, würden früher buchen. Das seien sie sich vom Zug und Flugzeug so gewohnt. Die neuen Passagiere seien auch gut organisiert und oft sehr früh an der Haltestelle. Trotzdem gebe es viel Arbeit für den Kundendienst, denn mehr Reisende hätten auch mehr Fragen.
Mindestens bis Ende Juni dürfte das Flixbus-Hoch weitergehen. Ob die neuen Passagiere dem Fernbus nachher treu bleiben, darauf ist Daniel besonders gespannt.
Was wollen die Streikenden? Der Streik ist ein Kräftemessen zwischen den Eisenbahnern und der Regierung von Präsident Emmanuel Macron. Die Regierung will den Bahnverkehr reformieren. Unter anderem sollen neu eingestellte SNCF-Mitarbeiter nicht mehr wie Beamte behandelt werden. Das würde etwa bedeuten, dass sie so lange arbeiten müssten wie andere Arbeitnehmer auch und nicht mehr zehn Jahre vorher in Pension gehen können.