Die fetten Jahre sind vorbei
Schweizer Vermögen werden dieses Jahr schrumpfen

Die Schweizer sind im letzten Jahr so reich geworden wie noch nie – und nun kommt der Rückschlag: Wegen des Absturzes der Börsen werden in diesem Jahr laut einer Allianz-Studie die globalen Vermögen erstmals seit der Finanzkrise wieder schrumpfen.
Publiziert: 12.10.2022 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2022 um 16:29 Uhr
Wegen der Schwäche der Börsen werden die globalen Vermögen 2022 sinken. (Symbolbild)
Foto: Alessandro Crinari

«Der Krieg in der Ukraine hat den Post-Corona-Aufschwung abgewürgt und die Welt auf den Kopf gestellt: Die Inflation steigt, Energie und Lebensmittel sind knapp und die Verschärfung der Geldpolitik setzt Wirtschaft und Märkte unter Druck», schrieb die Allianz in ihrem Global Wealth Report 2022, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Die Haushalte würden die Auswirkungen auch bei ihrem Vermögen spüren. «Das globale Geldvermögen dürfte 2022 um mehr als 2 Prozent zurückgehen, der erste nennenswerte Vermögensverlust seit der Finanzkrise 2008.» In realer Rechnung könnten die Haushalte somit ein Zehntel ihres Vermögens einbüssen, heisst es weiter.

2021 dürfte der Studie zufolge ein letztes Hurra gewesen sein. In der Schweiz stiegen die Nettogeldvermögen (Bruttogeldvermögen minus Schulden) pro Kopf umgerechnet um 7,9 Prozent auf 237'110 Euro. Das sei ein neuer Rekord, sagte Allianz-Ökonom Lorenz Weimann auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Damit behauptete die Schweiz den zweiten Platz weltweit. Reicher waren nur noch die Amerikaner mit 259'780 Euro pro Kopf. Auf Platz drei folgt Dänemark mit 183'610 Euro pro Einwohner.

Grund für das kräftige Wachstum in der Schweiz sei der Boom der Aktienmärkte im vergangenen Jahr, die ihren Steigflug fortgesetzt hätten. Die Wertpapiere hätten um ein Fünftel zugelegt. Zudem habe sich auch das Sparverhalten hierzulande verändert: «Schweizerische Sparerinnen und Sparer erwarben 2021 Aktien und Investmentfonds in Höhe von 50 Milliarden Euro, eine Steigerung um 24 Prozent gegenüber dem bereits starken Jahr 2020», schrieb die Allianz.

Dadurch sei der Anteil von Kapitalmarktprodukten an den frischen Spargeldern auf 60 Prozent gestiegen - «nie lag er in der Schweiz höher», heisst es. Im Gegensatz dazu spielte die Dotierung von Bankeinlagen kaum mehr eine Rolle, mit 3,3 Milliarden Euro sei sie so niedrig ausgefallen wie zuletzt während der Finanzkrise. Die restlichen Ersparnisse in Höhe von 30 Milliarden Euro seien in Versicherungen und Pensionen geflossen.

Insgesamt sei somit das Bruttogeldvermögen um 6,9 Prozent gewachsen. Das sei der zweitstärkste Zuwachs seit der Finanzkrise gewesen. «Das Wachstum lag damit klar über dem langjährigen Durchschnitt (+4,3 Prozent)», schrieb die Allianz.

Pro Kopf belief sich das Bruttogeldvermögen der Schweizer auf 345'980 Euro, was weltweit Spitze ist. Allerdings haben die Schweizer mit 108'870 Euro auch die höchsten Schulden der Welt pro Kopf.

Insgesamt hat die Schweizer Bevölkerung damit ein Nettogeldvermögen von 2061 Milliarden Euro. Damit liegt sie auf Platz 12 der untersuchten Länder weltweit. Netto hat die Schweiz somit mehr Vermögen als die riesigen Länder Indien (1820 Milliarden Euro) oder Brasilien (1916 Milliarden). Auch Spanien (1922 Milliarden) oder Südkorea (1982 Milliarden) mit ihren viel grösseren Einwohnerzahlen kommen nicht an die Schweiz heran.

An der Spitze der Welt stehen unangefochten die USA mit einem Gesamt-Nettogeldvermögen von 87'546 Milliarden Euro vor China (21'957 Milliarden) und Japan (12'800 Milliarden). Krösus in Euro ist Grossbritannien (6918 Milliarden) vor Deutschland (5779 Milliarden) und Frankreich (4667 Milliarden).

(SDA)

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