Zum Glück nur für Millionäre
Postfinance führt Negativzinsen ein

Die Postfinance führt Negativzinsen für vermögende Privatkunden ein. Kleinsparer bleiben vorerst verschont.
Publiziert: 11.11.2016 um 15:39 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:08 Uhr
Hauptsitz der Postfinance in Bern: Als erstes grosses Finanzinstitut der Schweiz erhebt die Tochtergesellschaft der Post Strafgebühren für Privatkunden.
Foto: POSTFINANCE
Guido Schätti, Vinzenz Greiner

Die Postfinance bittet ihre reiche Kundschaft zur Kasse: Wer mehr als eine Million Franken auf dem Konto bunkert, zahlt ab diesem Betrag 1 Prozent Strafzins. Für Beträge unter einer Million werden weiterhin keine Negativzinsen erhoben.

Bei tieferen Beträgen senkt Postfinance die Zinsen: Schon ab 250'000 Franken gibt es künftig keinen Erträge mehr. Bisher lag die Grenze bei 500'000 Franken. Die Zinsen auf Jugend-, Ausbildungs-, Vorsorge-, Freizügigkeitskonti senkt das Institut um 0,15 bis 0,25 Prozent. Privatkonti werfen bei der Post-Tochter schon seit längerem keinen Zins mehr ab.

«Ich kann nachvollziehen, dass diese Massnahmen unseren Kundinnen und Kunden wenig Freude bereiten», sagt Postfinance-Chef Hansruedi Köng (50). Sein Institut habe aber den Auftrag, «wirtschaftlich zu arbeiten».

Die Schuld gibt Köng den Negativzinsen. Im laufenden Jahr musste Postfinance der Schweizerischen Nationalbank (SNB) schon mehr als 10 Millionen Franken an Strafzinsen abliefern. Postfinance leidet zusätzlich darunter, dass sie keine Kredite vergeben darf. Das schmälert die Erträge im hohen zweistelligen Millionenbereich.

Neben Postfinance verlangen auch die Luzerner Kantonalbank, die Berner Kantonalbank und die Regionalbank Valiant Negativzinsen, wenn die Einlagen eine gewisse Schwelle überschreiten. Den genauen Betrag nennen sie nicht. Kleinsparer müssen bis anhin erst bei der Alternativen Bank Schweiz Negativzinsen zahlen. Die Grossbanken verlangen bei Firmen- und institutionellen Kunden Gebühren, wenn diese grosse Bar-Beträge auf ihren Konti horten. 

Postfinance spart nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei den Mitarbeitern. Köng hat eben das Sparprogramm «Victoria» lanciert. «Unser Bankgeschäft ist substanziell bedroht», schwört er die Kader in einer Mitteilung auf den Umbau ein. Für nächstes Jahr ist ein Stellenabbau geplant.

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