Eine breite Allianz bestehend aus den grössten Banken (UBS, Credit Suisse, Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank, Postfinance), der Börsenbetreiberin SIX, den Detailhändlern Coop und Migros sowie der Swisscom führe Sondierungsgespräche für eine «gemeinsame Lösung für digitale Zahlungsverkehrsleistungen in der Schweiz», teilte das Beratungsunternehmens Hirzel.Neef.Schmid am Mittwoch mit.
Die Gespräche seien ergebnisoffen und sollten klären, ob und inwiefern ein gemeinsames mobiles Zahlungssystem kanalübergreifend und flächendeckend in der Schweiz verbreitet werden könne. Über erste Ergebnisse der Gespräche wollen die Beteiligten spätestens Anfang Mai informieren.
Die neue Dialogbereitschaft kommt nicht von ungefähr: Im Schweizer Markt für Bezahl-Apps überschlagen sich in den letzten Wochen die Neuigkeiten. Die heimischen Anbieter versuchen nämlich, möglichst viel Terrain zu besetzen, bevor internationale Schwergewichte wie Apple, Google oder Samsung in die Schweiz vorstossen.
Das «Apple Pay»-System für das in der Schweiz stark verbreitete iPhone ist beispielsweise in den USA, in Grossbritannien, Kanada und Australien lanciert worden. Über einen allfälligen Start in der Schweiz hat sich Apple bisher in Schweigen gehüllt.
Bis dato probten die Schweizer Anbieter von Bezahl-Apps allerdings den Alleingang. Die Postfinance informierte vor drei Wochen, dass sie sieben weitere Banken für die Bezahl-App Twint gewinnen konnte. Damit ist Twint laut Postfinance schweizweit das grösste Netzwerk für Mobile Payment mit 15 Bankenpartnern, unter anderem Coop und Migros.
Die von der SIX, der UBS und der Zürcher Kantonalbank lancierte Bezahl-App Paymit setzen bis jetzt neun Banken ein. Seit Februar kann mit der App bei ersten Geschäften bezahlt werden.
Zudem haben die im Kreditkartengeschäft tätigen Firmen Aduno und Swisscard sowie die Softwarefirma Netcetera ein eigenes digitales Portemonnaie geschaffen. Damit soll das Bezahlen beim Onlineshopping einfacher werden.
Es fällt auf, dass sich nun die verschiedenen Partner von Twint und Paymit auf der Suche nach einer einheitlichen Schweizer Lösung angesichts der drohenden ausländischen Konkurrenz an einen gemeinsamen Tisch setzen.
Und diese gemeinsame Lösung sollte dann von allen Kunden verwendet werden können. Sie stünde, wie es in der aktuellen Medienmitteilung heisst, sämtlichen Händlern, Banken, Herausgebern von Zahlkarten sowie weiteren Marktteilnehmern offen.
Bis ein Konsens gefunden ist, sollen die Entwicklungen von Twint und Paymit aber unverändert weiter gehen. Angekündigte neue Funktionen würden unabhängig vom Fortgang der Gespräche wie geplant eingeführt, heisst es derzeit.