Bank der Gutmenschen hat mehr Kunden trotz Strafzinsen
Das Wunder von Olten

Wer bei der Alternativen Bank (ABS) sein Geld deponiert, muss dafür zahlen. Dennoch steigt die Zahl der Kunden Jahr für Jahr. Gutes zu tun sei den Kunden eben wichtiger als Rendite, sagt ABS-Chef Martin Rohner (50).
Publiziert: 16.03.2016 um 21:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:35 Uhr
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Hier zahlen die Kunden Strafzinsen: Sitz der Alternativen Bank in Olten.
Foto: Photopress
Vinzenz Greiner

Herr Rohner, die Alternative Bank Schweiz (ABS) verlangt als einzige Bank der Schweiz Negativzinsen von Kleinkunden. Wie sieht Ihre Bilanz nach einem Jahr aus?

Wir haben weitere 1000 Kunden gewonnen. Einige konnten wir zu anderen Anlagemöglichkeiten motivieren, was die Einlagen auf Spar- und Alltagskonten etwas reduzierte. Diese waren in den letzten Jahren stärker gestiegen als unsere Ausleihen, da aufgrund unserer Ausrichtung als soziale und ökologische Bank immer mehr Kunden Geld zu uns brachten. Das hat uns lange nichts gekostet – bis zum Entscheid der SNB, Negativzinsen auf Einlagen zu verlangen. 

Um wie viel Geld geht es?

Zum Zeitpunkt des Zinsentscheides der Nationalbank hatten wir rund 230 Millionen Franken bei der SNB parkiert. Bei einem Freibetrag von 140 Millionen blieben 90 Millionen Franken, auf die wir den Strafzins von minus 0,75 Prozent bezahlen mussten. Den entrichten wir auf weitere Einlagen im zweistelligen Millionenbereich, die wir bei anderen Banken deponiert haben. Insgesamt mussten wir letztes Jahr 736’000 Franken an Negativzinsen zahlen.

Andere Banken verlangen keine Strafzinsen. Hat sich die ABS verrechnet?

Wir haben uns überhaupt nicht verkalkuliert, sondern bewusst diese Strategie gewählt. Andere Banken verlangen hohe Kontogebühren oder lösen die Problematik durch Quersubventionierungen. Wir finden unser Vorgehen  transparenter und fairer.

Aber auch bei Ihnen gibt es Kontoführungsgebühren. Zum Beispiel auf Einlagekonten von Firmen und Organisationen oder Alltagskonten.

Richtig. Wir orientieren uns dabei allerdings an den effektiven Kosten für unsere Dienstleistungen.

Seit Anfang Januar erheben Sie den Strafzins auf alle anderen Spar-, Alltags- und Einlagekonten. Auch auf das Ausbildungskonto – müssen die Jungen jetzt bluten?

Nein. Der Negativzins von 0,75 Prozent wird ja beim Ausbildungskonto erst ab 100’000 Franken fällig. So viel Geld haben Auszubildende in der Regel nicht. Überhaupt waren zum Zeitpunkt der Ankündigung sehr wenige Kunden von den Negativzinsen betroffen – je nach Konto waren es etwa fünf Prozent.

Das ist doch eine Farce. Warum haben Sie den Negativzins dann überhaupt ausgeweitet?

Das ist keine Farce, sondern war ein Grundsatzentscheid. Damit wir den Negativzins durchsetzen können, haben wir die Freigrenze von 100’000 Franken auf alle Konten ausdehnen müssen. Sonst hätten unsere Kunden einfach ihr Geld auf ein Konto ohne Negativzins verschoben. Ausserdem haben wir die Zinsen auf Summen unterhalb des Freibetrags auf allen Konten gesenkt. Beim Alltagskonto gilt seit diesem Jahr ein Negativzins von 0,125 Prozent ab dem ersten Franken. So wollten und wollen wir unsere Kunden motivieren, ihr Geld nicht auf dem Konto liegen zu lassen.

Sie wollen Ihre Kunden mit Strafen davon abhalten, Geld bei Ihnen zu deponieren?

Wir wollen die Kunden nicht bestrafen. Unsere Kundinnen und Kunden wollen, dass wir mit ihrem Geld etwas Sinnvolles machen. Diesen Auftrag  können wir mit kurzfristig deponiertem, hochliquiden Geld nur schlecht erfüllen. Deshalb möchten wir, dass Kunden, wenn sie ihr Geld anlegen, dies längerfristig tun. Wir sind gerade dabei, unsere Anlageberatung auszubauen. Und da sehen wir eine positive Entwicklung: Das Depot-Volumen stieg im vergangenen Jahr um 28 Prozent.

Sinkende Zinsen, Negativzins ab einem gewissen Betrag: Welcher Kunde tut sich denn so was überhaupt an?

Es gibt zum Glück noch Leute, bei denen Rendite nicht an erster Stelle kommt. Unsere Kunden wissen, dass wir uns als sozial, ökologisch und nachhaltig ausgerichtete Bank Gedanken darüber machen, was mit dem Geld passiert. Wir veröffentlichen deshalb sämtliche Kredite und wir schliessen bestimmte Aktivitäten aus – zum Beispiel Investitionen in die Grosschemie. Institutionelle Investoren zeichnen unsere Aktien, weil der Kurs nachhaltig und stabil ist.

Wie nachhaltig ist Ihr Wachstum?

Im letzten Jahr wuchs die ABS langsamer als auch schon. Die Anzahl der Kunden nahm um 1000 und damit weniger stark zu als in den Vorjahren. Wachstum macht nur Sinn, wenn es eine gewisse Qualität hat. Wir versuchen, positive Dinge zu bewirken. So landen etwa 13 Prozent unserer Kredite in neuen erneuerbaren Energien. Dass auch heute Neukunden zu uns kommen zeigt, dass unser andersartiges Geschäftsmodell funktioniert.

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