So sieht CEO Bruno Stiegeler (55) die Zukunft der WIR-Bank
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WIR-Bank:So sieht CEO Bruno Stiegeler (55) die Zukunft der WIR-Bank

Büezer-Geld in der Krise
Wie wollen Sie WIR retten, Herr Stiegeler?

Die Basler WIR Bank bietet Schweizer Firmen die grösste Komplementärwährung der Welt an. Doch seit Jahren sind die Umsätze mit WIR rückläufig. Bank-CEO Bruno Stiegeler (55) erklärt BLICK, warum es die Krisenwährung auch in Zukunft braucht.
Publiziert: 14.10.2019 um 07:50 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2019 um 11:54 Uhr
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Seit Mai dieses Jahres ist Bruno Stiegeler (55) Chef der Basler WIR Bank. Im Gespräch mit BLICK verrät er, wie er die Bank wieder in eine rosige Zukunft führen will.
Foto: Philippe Rossier
Noël Brühlmann

Junge Schweizer kennen die WIR Bank nicht mehr. BLICK hat nachgefragt – auf der Strasse und bei Unternehmen. Die Komplementärwährung ist nur noch etablierten Gewerbepatrons ein Begriff.

Die Kennzahlen der letzten Jahre zeigen auch: Immer weniger Unternehmen verwenden die Franken-Alternative, und das auch seltener. BLICK fragte bei WIR-Chef Bruno Stiegeler (55) nach. Wie will er diesen Niedergang stoppen?

So funktioniert das WIR-Geschäft

1934 ging es der Wirtschaft schlecht. Die deshalb ins Leben gerufene Komplementärwährung WIR sollte die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wieder in die Spur bringen. Das Konzept ist simpel: Firmen nehmen bei der Bank Kredite in WIR auf. So wird das Geld geschöpft. Der Zins beträgt zwischen plus 1.25 bis minus 1.5 Prozent. Verglichen mit dem Standard-Zinssatz von 5 Prozent ist das wenig.

Innerhalb des WIR-Netzwerkes werden dann von der WIR-Bank ausgestellte Schecks als Zahlungsmittel verwendet – zusätzlich zum Franken. Bis 1948 wurde den Unternehmen ein Negativzins vom Bankkonto abgeschrieben, wenn sie WIR horteten. Ein Umstand, der Sparern heute bekannt sein dürfte. Dieses Schwundgeld sorgte dafür, dass die Firmen ihr WIR-Geld sofort wieder in Umlauf brachten und so die Wirtschaft ankurbelten.

1934 ging es der Wirtschaft schlecht. Die deshalb ins Leben gerufene Komplementärwährung WIR sollte die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wieder in die Spur bringen. Das Konzept ist simpel: Firmen nehmen bei der Bank Kredite in WIR auf. So wird das Geld geschöpft. Der Zins beträgt zwischen plus 1.25 bis minus 1.5 Prozent. Verglichen mit dem Standard-Zinssatz von 5 Prozent ist das wenig.

Innerhalb des WIR-Netzwerkes werden dann von der WIR-Bank ausgestellte Schecks als Zahlungsmittel verwendet – zusätzlich zum Franken. Bis 1948 wurde den Unternehmen ein Negativzins vom Bankkonto abgeschrieben, wenn sie WIR horteten. Ein Umstand, der Sparern heute bekannt sein dürfte. Dieses Schwundgeld sorgte dafür, dass die Firmen ihr WIR-Geld sofort wieder in Umlauf brachten und so die Wirtschaft ankurbelten.

Der Zinsvorteil ist weg

«Eines vorweg», sagt Stiegeler, «man muss eindeutig zwischen der WIR Bank und dem WIR-Geschäft unterscheiden.» Das WIR-Geschäft macht heute 13 Prozent aus. Alle anderen Umsätze mache die Bank mit Frankenprodukten und Dienstleistungen für Firmen und Private. Sparen, finanzieren sowie vorsorgen zu möglichst guten Zinskonditionen, so der Chef.

Mit Blick auf das Geschäft mit WIR räumt er ein, dass heute – im Vergleich zum Anfang vor 85 Jahren – ein wichtiger Erfolgsfaktor fehlt: Von wirtschaftlicher Krise kann aktuell keine Rede sein. «Das Geld ist heute so billig wie noch nie. Unser Zinsvorteil ist weg.» Einzige Ausnahme: die WIR-Mehrwert-Hypothek. «Hier schreiben wir den KMU-Betrieben Negativzins für deren Kredit gut», betont Stiegeler.

KMU profitieren von WIR

Alles schlecht reden dürfe man trotzdem nicht. «Auch heute bringt WIR den KMU viele Vorteile», sagt Stiegeler, der seit 30 Jahren im Bankensektor tätig ist und im Mai dieses Jahres Germann Wiggli (54) als Chef der Bank beerbt hat.

«In erster Linie profitieren die KMU durch uns von einem grossen Business-Netzwerk.» Heisst: Die Firmen im WIR-System schieben sich gegenseitig Aufträge zu.

Mit seiner komplementären Währung will Stiegeler das Kleingewerbe am Leben erhalten. Denn: «In den letzten Jahren wurden viele kleine Unternehmen von regionalen oder nationalen Firmen aufgekauft. Diese gehören heute oft ausländischen Konzernen.» Mit dem WIR-System betreibe er also eine Art Heimatschutz, ist der Bankfachmann sicher.

Einige digitale Neuerungen

Dass viele Firmen auf ihrem Krisengeld rumsitzen und dieses nicht mehr loswerden, lässt er nicht gelten. «Man darf WIR nur annehmen, wenn man weiss, wie man es wieder einsetzen kann!» Diese goldene Regel bedeute zwar einen Mehraufwand für die Unternehmen. Doch sie zahle sich unter dem Strich aus.

Stiegeler betont, dass die Bank gerade im WIR-Geschäft viele Neuerungen vorgenommen hat. So können die Kunden heute alle Zahlungen über E-Banking, mit der WIR-Karte oder der App vornehmen. «Jeder Kunde hat bei uns zwei Konten – eines mit Franken und eines mit WIR.» Bei einem Kauf im Wert von 100 Franken und einem Annahmesatz von 80 Prozent WIR werden automatisch 20 normale Schweizer Franken respektive 80 WIR-Franken vom jeweiligen Konto abgehoben.

Die Bank will Änderungen

Grosse Reformen nahm die Bank 2016 vor. Seit drei Jahren bekennen sich die im System verbliebenen KMU öffentlich zu WIR – die stillen Konten sind aufgehoben. Das Bankgeheimnis ist für WIR-Firmen passé. Herausgekommen ist der digitale WIR-Market. Auf der Online-Seite findet man nun alle Teilnehmer.

Die Komplementärwährung ist zyklisch. Mit Auf und Abs. «Erst in der Krise entfaltet sie ihre volle Wirkung», weiss Bruno Stiegeler. Und er versichert: «WIR wird künftig an Bedeutung gewinnen und das lokale Gewerbe unterstützen.»

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