Bald stimmt die Schweiz darüber ab
Trotz Burka-Verbot besuchen mehr arabische Touristen Österreich

Die Tourismus-Branche zittert vor der Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot», weil sie Araber abschrecken könnte. Ein Blick nach Österreich, wo das Verbot schon gilt, zeigt jedoch, dass die Angst unbegründet sein könnte.
Publiziert: 03.01.2019 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2019 um 12:15 Uhr
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Streit um Burka-Verbot: Eine verschleierte Frau schlittelt am österreichischen Kitzsteinhorn-Gletscher.
Foto: imago/Eibner

Der Schweiz steht vor einem heissen Abstimmungskampf. Dieses oder nächstes Jahr kommt die Initiative «Ja zum Verhüllungsverbot» vors Volk, hinter der das SVP-nahe Egerkinger Komitee steht. Die Initiative zielt auf ein Verbot der Burka, den Ganzkörper-Umhang, den vor allem muslimische Frauen in Pakistan und Afghanistan tragen.

Das Anliegen hat im Volk durchaus Chancen – schliesslich wurden ähnliche Volksbegehren in den Kantonen Tessin und St. Gallen bereits angenommen. Nicht ohne Grund zittern die Touristiker im Land deshalb vor der nationalen Initiative. Sie befürchten, dass sich Reisende aus dem arabischen Raum, die meist muslimisch sind, sich durch ein Burkaverbot weniger willkommen fühlen könnten. Tatsächlich betroffen wären durch ein Verbot dagegen nur sehr wenige arabische Frauen, schreibt der Schweizer Tourismus-Verband in einem Positionspapier.

Immerhin schon 2,5 Prozent

Stellt sich bloss die Frage, ob bei einem Burkaverbot wirklich weniger arabische Touristen in die Schweiz reisen würden. Das Geld, das sie ausgeben, macht mittlerweile immerhin 2,5 Prozent der gesamten Tourismus-Erträge im Land aus, Tendenz stark steigend. Das schreibt die «Aargauer Zeitung».

Zahlen aus Österreich dürften die Branche aber etwas beruhigen: Dort nahm die Zahl der Touristen seit dem Erlass des Burkaverbots im Herbst 2017 zu. Übers ganze Land verteilt stieg die Zahl arabischer Touristen 2018 gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent, im Araber-Hotspot Zell am See gar um 45 Prozent.

Viele scheinen es gar nicht gewusst zu haben

Ob den Arabern das Burkaverbot schlicht egal ist oder ob ohne das Verbot gar noch mehr von ihnen gekommen wären, ist nicht klar.

Denkbar ist, dass viele Gäste gar nicht wussten, dass ein Burkaverbot gilt: In der Sommersaison musste alleine die Polizei in Zell am See 200 Burkaträgerinnen über das Verbot informieren. Meistens hätten die Frauen dies akzeptiert und ihre Schleier abgenommen, zitiert die Lokalzeitung «Salzburger Nachrichten» den dortigen Polizeichef. Nur wer die Burka danach wieder aufgesetzt habe, hätte eine Busse von 30 Euro kassiert. (kst)

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