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SBB-Chef Meyer hält Ausstieg bei FV-Dosto-Pannenzug für «Fiasko»

SBB-Chef Andreas Meyer gibt sich überzeugt, dass die wegen Pannen und Lieferverzögerungen in die Schlagzeilen gekommenen FV-Dosto-Züge von Bombardier im Dezember bereit sein werden. Doch die Aussichten sprechen eher dagegen.
Publiziert: 05.03.2019 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2019 um 13:03 Uhr

«Wir machen ja ganz bewusst keine Zusagen mehr», sagte SBB-Chef Meyer im Interview mit Schweizer Radio SRF am Dienstag auf die Bemerkung, dass Bombardier in den letzten neun Jahren keine Frist eingehalten habe.

Dabei wird deutlich, dass die SBB spätestens 2014 wussten, dass es bei dem 1,9 Milliarden Franken teuren Beschaffungsprojekt zu gravierenden Verzögerungen kommen würde. Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA verweisen die SBB darauf, dass es bei einem Projekt dieser Grössenordnung zur professionellen Projektführung dazugehöre, ein umfassendes Risiko-Management zu führen.

«Aus diesem Grund hat die SBB während der kritischen Projektlaufzeit 2011-2014 unabhängige Expertisen und Risikoabschätzungen in Auftrag gegeben», teilte SBB-Sprecher Christian Ginsig mit. Der Kauf von insgesamt 62 Doppelstockzügen für den Fernverkehr ist der teuerste in der SBB-Geschichte.

Im SRF-Interview sagte Meyer, es habe 2014 eine erste Phase gegeben, «in der wir einen Strich gezogen haben». Die SBB hätten einen Teil des Verzuges auf die eigene Kappe genommen. SBB und Bombardier hätten sich geeinigt. «Leider ist der Produktionsplan, der uns damals unterbreitet wurde, durch Bombardier nicht realisierbar gewesen."

Meyer will derzeit nicht darüber spekulieren, was wäre, wenn die Züge noch ein paar Jahre nicht im Einsatz sein könnten. «Wir wollen, dass die Züge auf den nächsten Fahrplanwechsel hin einsatzbereit sind", sagte er. Wie er dieses Ziel erreichen will, dazu bleibt er indes vage. Er verwies darauf, mit den Chefs von Bombardier Transportation wie auch mit der obersten operativen Konzernspitze in Kontakt zu sein.

Es seien bereits 39 Züge gefertigt, die Züge stünden da, sagte Meyer. «Wir wollen nicht aussteigen, wir können nicht aussteigen. Das wäre ein Fiasko für Bombardier, aber auch für die SBB."

Seit letzten Dezember sind etwa ein Drittel dieser Züge fahrplanmässig im Betrieb. Sie fahren allerdings nicht wie vorgesehen im Fernverkehr, sondern auf Interregio-Strecken zwischen Basel und Chur.

Die SBB hatten die 62 Züge 2010 bei Bombardier bestellt. Ursprünglich hätten sie 2013 geliefert werden sollen. Mitte Januar wurden die Pannen rund um den FV-Dosto zum Politikum, als sich die Verkehrskommission des Nationalrats mit dem Thema beschäftigte und strengere Auflagen bei Beschaffungen forderte .

Meyer schob damals die Schuld für die Verspätungen und technischen Probleme dem Lieferanten in die Schuhe. «Die Gründe für die momentane Situation liegen klar bei Bombardier.» Der Lieferant sei in der Pflicht, dieser habe sich um den Auftrag beworben.

Der Schweiz-Chef von Bombardier, Stéphane Wettstein, zeigte sich damals zuversichtlich, dass sehr bald ein stabiler Betrieb zusammen mit den SBB etabliert werden könne. Die Probleme beträfen vor allem Türen und Schiebetritte. Es seien keine Sicherheitsprobleme. «SBB und Bombardier setzen alles daran, dass der Zug möglichst rasch auf der Ost-West-Achse verkehren kann", hiess es am Dienstag seitens der SBB.

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