Er sei sich bewusst, dass dieser Zug ein emotionales Thema sei, sagte Stéphane Wettstein, Geschäftsführer von Bombardier Schweiz, am Mittwoch vor den Medien in Zürich. Beide Partner, also Bombardier und die SBB, hätten ihr Lehrgeld bezahlt.
In den vergangenen Wochen und Monaten war Bombardier daran, die zahlreichen Mängel des Zuges zu beheben. Mittlerweile sei viel erreicht. Ingenieure, die im Notfall eingreifen können, fahren auf keinen Linien mehr mit.
«Die Pünktlichkeit ist heute sehr hoch», sagte Wettstein. Seit dem Fahrplanwechsel 2018 hätten zudem rund 75 Prozent der technischen Störungsursachen eliminiert werden können.
In Sachen Komfort habe vor allem die Installation einer neuen Software viel geholfen. Seit September diesen Jahres seien die Züge damit unterwegs. «So konnten wir die Schwankungen, die vor allem im Obergeschoss auftraten, deutlich reduzieren.»
Heute seien die Schwankungen vergleichbar mit jenen in einem Doppelstockzug des Typs IC2000. «Fahrkomfort ist ein persönliches Gefühl. Aber das hier ist Physik», sagte Wettstein weiter. Diese Verbesserung sei messbar. «Ein kleiner Tipp für alle, die immer noch unzufrieden sind: Nutzen Sie das Unterdeck. Das ist stabiler.»
Generell sei er der Meinung, dass der FV-Dosto erst beurteilt werden solle, wenn er in einem stabilen Betrieb sei. Man dürfe nicht vergessen, dass dieser Zug «komplexer, innovativer und zukunftsweisender» sei als andere Modelle.
Ein Beispiel dafür ist gemäss Wettstein der druckdichte Wagenkasten. Er ermöglicht es, dass die Passagiere beim Einfahren in einen Tunnel keinen Ohrendruck bekommen. Es sei ganz normal, dass man bestimmte Funktionen optimieren müsse. Schliesslich solle das Produkt die nächsten 30 Jahre in Betrieb sein.
Insgesamt übergaben Bombardier bis jetzt 25 Dosto-Züge an die SBB, wobei noch nicht alle in Betrieb sind. Ein Teil wird für Personalschulungen benötigt, zudem werden an einzelnen Zügen laufend Verbesserungen vorgenommen. Bis im Sommer 2021 soll die ganze Flotte von 62 Zügen ausgeliefert werden.
Wegen der Kritik in den vergangenen Monaten geht Bombardier nun in die Informations-Offensive. Das Unternehmen schaltete eigens eine Website zum FV-Dosto auf. Unter swissdosto.ch finden Interessierte Informationen zur Einführung und zum Betrieb des Zuges.
Aus Sicht der SBB sind die gemeinsam erzielten Fortschritte erfreulich: «Wir arbeiten weiterhin gemeinsam an der Inbetriebnahme jedes einzelnen neuen Zuges», hiess es bei der Medienstelle auf Anfrage. Die Zuverlässigkeit müsse weiter gesteigert werden, so dass die SBB den Zug ohne Einschränkungen einsetzen könnten.
Pro Bahn sieht die Entwicklung beim Bombardier-Zug positiv. «Ich rechne jetzt damit, dass die Kinderkrankheiten endlich behoben sind und die Durststrecke überwunden ist, so dass die 25 Züge im fahrplanmässigen Verkehr eingesetzt werden können», sagte Edwin Dutler, Mitglied des Zentralvorstandes von Pro Bahn, auf Anfrage.
Pro Bahn hoffe sehr, dass die Züge ab Mitte nächsten Jahres dann auch auf der Ost-West-Achse zwischen St. Gallen und Genf eingesetzt werden könnten, denn dafür seien sie ja gebaut worden. Es benötige sie dort dringendst. Dies werde letztendlich auch den gesamten Betrieb entlasten.
(SDA)