Mitte Juni beginnt die Kirschernte in der Schweiz. Beim Genuss ist aber Vorsicht geboten. Viele Bauern haben ihre Kirschbäume mit dem Insektengift Dimethoat besprüht. Das Mittel steht im Verdacht, Krebs zu fördern.
«Dimethoat ist ein Nervengift!», sagt Grünen-Nationalrätin und Biobäuerin Maya Graf (53, BL). Laboruntersuchungen geben zu denken: 2013 fanden die Zuger und Baselbieter Kantonschemiker jeweils in einer von 15 Proben zu hohe Rückstände. Die Aargauer in einer von 50 Proben.
Dimethoat soll Kirschfliegen fernhalten. Diese legen Eier unter die Haut der Kirschen, wo sich die geschlüpften Maden vom Fruchtfleisch ernähren.
Sobald die Ernte Maden aufweist, kann sie nur noch als Tierfutter verwendet werden.
Wer dem Gift ausweichen will, muss Bio-Kirschen kaufen, erklärt Marcel Liner von Pro Natura. Mit zwei Prozent Marktanteil sind diese aber selten. Von Dimethoat hält Liner nichts: «Die Zulassung gehört endgültig gestrichen!»
Seit 2011 ist die Verwendung des Insektizids nur mit einer Sonderbewilligung des Bundesamts für Landwirtschaft erlaubt. Auf Antrag des Schweizer Obstverbands erteilte das Amt mehrfach Bewilligungen.
Das ärgert Biobäuerin Graf: «Die Glaubwürdigkeit unserer Schweizer Früchte darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.» Alternativen wären Neonicotinoide oder Netze. Erstere schaden allerdings den Bienen, und Netze eignen sich nicht für Hochstammbäume.
Thomas Herren (49), Leiter Produktion beim Schweizer Obstverband, beschwichtigt: «Mit der langen Wartefrist zwischen Besprühung und Ernte besteht für Konsumenten definitiv kein Risiko.»
Für ihn ist klar: «Ohne Einsatz von Dimethoat ist es schwierig, bei den Kirschen die nötige Qualität zu erreichen.»