Axpo-Chef Walo will Politik trotzen
«Beznau wird länger als 60 Jahre laufen»

Der Nationalrat will, dass das Axpo-Atomkraftwerk Beznau nach 60 Jahren vom Netz geht. Jetzt kontert CEO Andrew Walo (51) im Interview mit Blick.ch
Publiziert: 19.12.2014 um 19:29 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:10 Uhr
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Axpo-Chef Andrew Walo: «25 Prozent der Produktionskosten in der Wasserkraft sind Steuern und Abgaben.»
Foto: Keystone
Interview: Philipp Albrecht

Herr Walo, das ist historisch: Sie können Ihren Aktionären, den Nordostschweizer Kantonen, erstmals keine Dividende  zahlen. Schlimm für Sie?

Das ist sicher nichts Erfreuliches. Der Aktionär hat Anspruch, das sein investiertes Kapital anständig verzinst wird. Aber es ist uns gelungen aufzuzeigen, in welcher Situation wir sind und wie schwierig die Jahre sind, die uns bevorstehen.

Es kommen also noch weitere Verluste in den nächsten Jahren?

In den nächsten vier bis sechs Jahren werden wir wohl auf sehr tiefem Niveau Gewinne realisieren. Die bestehenden Kraftwerke und die tiefen Marktpreise lassen nichts anderes zu. Wir produzieren 19 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. Die Produktionskosten sind halt nun mal höher als die Marktpreise.

Sie könnten bei den Kantonen verlangen, dass die auf ihre Wasserzinsen bei der Wasserkraft verzichten.

Ist ein kreativer Vorschlag, der tatsächlich in Bundesbern diskutiert wird. Die Wasserkraft ist heute unrentabel. Das kann auch nicht im Sinne der Politik sein. Es kommen noch mehr Kosten dazu, über die man diskutieren sollte. 25 Prozent der Produktionskosten in der Wasserkraft sind Steuern und Abgaben.

Der Nationalrat hat jetzt die ersten Pflöcke der Energiewende eingeschlagen. Wie sauer sind Sie über die Entscheide?

Ich hoffe, dass der Ständerat da und dort noch korrigierend eingreift. Atomkraftwerke sollten so lange betrieben werden können, als sie sicher sind und wirtschaftlich betrieben werden können.

Das Parlament hat gesagt: Das Axpo-Atomkraftwerk Beznau bleibt höchstens 60 Jahre in Betrieb. Sie müssten die Meiler 2029 und 2031 abschalten.

Beznau hat heute ein hohes Sicherheitsniveau, das von der Aufsichtsbehörde bestätigt worden ist. Unsere Sicherheitskultur sei sogar vorbildlich für andere Länder. Das ist so, weil wir bisher eine unbefristete Betriebsbewilligung hatten. Die Betreiber sind verpflichtet, laufend zu investieren um zu jedem Zeitpunkt das höchste Sicherheitsniveau zu erreichen. Wir investieren derzeit 700 Millionen Franken in Beznau. Das machen wir dank dieser unbefristeten Betriebsbewilligung. 

Wie lange läuft Beznau? 70 Jahre?

Das werden wir sehen. Heute gehen wir davon aus, dass Beznau länger als 60 Jahre laufen wird.

Die anderen Schweizer Stromkonzerne BKW und Alpiq wandeln sich nun zu Energiedienstleistern. Sie machen Haustechnik oder bauen Ladestationen für E-Autos. Die Axpo nicht. Verschlafen Sie die Energiewende?

Die Axpo hat ein starkes Standbein in der Produktion, also in der Wasserkraft und der Kernenergie. Bei den erneuerbaren Energien sind wir gut positioniert im Betrieb und Unterhalt von Windpärken und in der Vermarktung der Energie. Entwicklungspotenzial sehen wir im europäischen Stromhandel. Der Markt wird entscheiden, welches Modell erfolgreich sein wird.

Der deutsche Stromkonzern E.On löst das Problem radikal und verkauft Gas-, Kohle- und Atom-Geschäft. Wär das auch ein Modell für die Axpo: Italienische Gas- und Schweizer Atomkraftwerke verkaufen und sich auf Ökostrom konzentrieren?

Wir verfolgen das weitere Vorgehen von E.On sehr intensiv. Die Axpo hat aber eine klare Strategie. Wir sind entlang der ganzen Wertschöpfung aufgestellt, also von der Produktion bis zur Steckdose. Die Situation bei E.On ist nicht die gleiche. Der Konzern ist mit 30 Milliarden Euro verschuldet. Wir haben keine Schulden.

Sie sind nun seit 1. Februar Axpo-Chef. Man sagt, Sie seien ein viel strengerer Chef als Ihr Vorgänger Heinz Karrer. Herrscht jetzt ein kühleres Klima bei der Axpo?

Da müssen Sie die Mitarbeiter fragen. Wir sind in einer Zeit des Wandels. Ich kann verstehen, dass gewisse Mitarbeiter verunsichert sind. Wir müssen 300 Stellen abbauen. Es fällt mir schwer, das umzusetzen. Aber es ist leider eine Notwendigkeit. Ich habe Verständnis, wenn Direktbetroffene Kritik äussern. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir liefern.

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