Vor gut einem Jahr sorgte ein ganz Grosser der Branche für einen Paukenschlag im Schweizer Pensionskassenmarkt: Die Axa kündigte an, sich aus dem Vollversicherungsgeschäft der beruflichen Vorsorge (BVG) zurückzuziehen. Künftig wolle man nur noch sogenannte teilautonome Lösungen anbieten.
Das heisst: Unternehmen und Versicherte tragen das Anlagerisiko, es gibt keine Garantien wie bei der Vollversicherung. «Axa lässt KMU im Regen stehen», schrieb BLICK damals. Denn gerade kleine und mittelgrosse Firmen – Rückgrat unserer Wirtschaft – können sich keine eigene PK leisten, sind auf Sammelstiftungen angewiesen.
Viel Kritik am Versicherungskonzern
Axa musste viel Kritik einstecken, sich den Vorwurf gefallen lassen, sie handle nur im Interesse ihrer französischen Aktionäre. «Es war schon seltsam, dass eine Versicherung, die jahrelang die Vorteile der Vollversicherung herausgestrichen hat, diese plötzlich nicht mehr anbietet», erinnert sich der unabhängige Pensionskassen-Experte Martin Hubatka (65).
Der Vorteil der Vollversicherung ist die Sicherheit. Die Renten sind zu 100 Prozent garantiert. Das Problem: Diese Sicherheit ist in Zeiten steigender Lebenserwartung und tiefer Zinsen immer schwieriger zu erwirtschaften. Zumal es strikte Anlageregeln für die Vollversicherer gibt.
Kunden wechseln Anbieter
Der Umbau des BVG-Geschäfts hat Axa einiges gekostet. Die Kunden liefen Axa im letzten Jahr in Scharen davon: 10 Prozent der Firmen mit 17 Prozent der Versicherten setzten weiterhin auf die Vollversicherung und wechselten den Anbieter, gingen vor allem zur Swiss Life. Der Gewinn ist wegen des Systemwechsels um die Hälfte eingebrochen.
Der Erklärungsbedarf bei Axa ist also gross. Deshalb hat der Versicherer errechnet, um viel besser ein Versicherter abschneidet, wenn er eine teilautonome Lösung wählt.
Die Rente steigt
Diese Berechnungen liegen BLICK exklusiv vor. Je nach Einkommensmodell liegen zwischen 17,1 und 20,1 Prozent mehr Rente pro Monat drin. Das kann – bei 40 Jahren Erwerbstätigkeit – schnell mal ein paar Hundert Franken im Monat ausmachen.
Teilautonome Lösungen haben für den Versicherer den Vorteil, dass es weniger Vorschriften gibt, wie das Geld der Versicherten angelegt werden darf. «Wir können auch für kleine Unternehmen so anlegen, wie es die ganz grossen Pensionskassen tun können», erklärt Axa-Vorsorgechef Thomas Gerber (55).
Das heisst, vor allem der Aktienanteil ist höher, mehr Geld fliesst auch in Immobilien. Dadurch liegt eine höhere Rendite und damit eine bessere Verzinsung des einbezahlten Geldes drin. Der Nachteil: Mehr Rendite gibt es nur mit mehr Risiko!
Risiko ist vertretbar
Ein KMU-Patron steht vor einer heiklen Wahl: Will er auf Nummer sicher gehen oder ist er bereit, sich und seinen Angestellten mehr Risiko zuzumuten, damit die Rente im Alter höher ausfällt?
Doch wie gross ist dieses Risiko tatsächlich? «Dieses Risiko ist sicher tragbar, wenn die Firma in einer gut geführten Sammelstiftung ist», erklärt Hubatka.
Zu denen zählt sich auch die Axa. In einem internen Stresstest zeigt die Versicherung, dass ihr aktuelles Anlageportfolio nur während eines Szenarios vergleichbar mit der Finanzkrise von 2008 in Unterdeckung geraten wäre. Das ist für eine teilautonome Stiftung kurzfristig erlaubt.