Avenir Suisse Studie zeigt
Politik hat Gleichstellung in der Hand

Die Politik hat es in der Hand, mit der Gleichstellung in der Schweiz endlich vorwärts zu machen. Das zeigt eine Studie von Avenir Suisse, welche die Fortschritte – und die nach wie vor vorhandenen Defizite – seit dem letzten Frauenstreik 1991 aufzeigt.
Publiziert: 15.06.2019 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2019 um 16:19 Uhr
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Bundesrätin Viola Amherd, rechts, Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti, links, und die Nationalrätinnen verlassen den Nationalratssaal um am Frauenstreik teilzunehmen.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Auch der Nationalrat unterbrach kurz seine Arbeit, um sich für kurze Zeit mit den Frauenstreikenden solidarisch zu zeigen. Viele Nationalrätinnen und auch Nationalräte mischten sich kurz unter die Protestierenden auf dem Bundesplatz in Bern. Nur ein paar konservative Herren blieben demonstrativ sitzen, wie ein Bild in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens erahnen lässt. 

Nach der Unterbrechung kehrten die Abgeordneten wieder an ihre Arbeit zurück. Denn vor allem auch die Politik hat es in der Hand, mittels der richtigen Weichenstellung, nicht nur von Gleichstellung und Chancengleichheit zu reden, sondern diese auch in die Realität umzusetzen. Dies zeigt eine Studie der liberalen Denkfabrik «Avenir Suisse».

Das Papier zeigt auf, was sich seit dem ersten Frauenstreik 1991 verbessert hat – und wo es eben noch Handlungsbedarf gibt. Das Fazit aus wirtschaftsliberaler Sicht: «Bei diesem Thema wurde einiges erreicht, es
gibt aber noch Luft nach oben.» 

In der Pharmabranche tut sich einiges

Zum Beispiel in der Politik an und für sich. Die Zahl der Frauen in nationalen und kantonalen Parlamenten und Regierungen ist zwar seit 1991 deutlich angestiegen, entspricht aber noch bei weitem nicht der Geschlechterverteilung in der Gesellschaft. 

In der Bildung läuft es besser, inzwischen schliessen etwas mehr Männer als Frauen ein Universitätsstudium ab. Allerdings ist die Verteilung bei der Wahl der Studienfächer noch sehr unterschiedlich. Die Geistes- und Sozialwissenschaften sind bei Frauen bevorzugte Studienfächer, ebenso wie Recht oder vor allem Medizin und Pharmazie. 

Gerade der Bereich Medizin und Pharmazie zeigt, wie ein hoher Frauenanteil eine ganze Branche beeinflussen kann. Die Pharmaindustrie gehört bezüglich Gleichstellung zu den fortschrittlichsten in der Schweiz. Gerade eben hat Pharmagigant Novartis eine Frau zur Chefin der umsatzstärksten Division gemacht und per 1. Juli einen 18-wöchigen Vaterschaftsurlaub eingeführt. 

Einkommenskiller Haushaltsarbeit. 

Nach wie vor sind es die Frauen, die sich mehrheitlich um Haushalt und Kinder kümmern. Daneben auch noch Karriere machen zu wollen, ist eine sehr schwierige Aufgabe. Die Situation hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten nur leicht zu Gunsten der Frauen verschoben.

Dazu schreibt Avenir Suisse: «Auch wenn Männer heute etwas mehr und Frauen etwas weniger Zeit mit Haus- und Familienarbeit verbringen als 1991 wird der Grossteil der unbezahlten Haus- und Familienarbeit nach wie vor von Frauen erledigt. Diese Unterschiede wirken sich nicht nur auf das Erwerbseinkommen der Frauen negativ aus, sondern auch auf ihre Rentenansprüche. » Zudem liegt der Anteil der Teilzeitarbeitenden Männern in der Schweiz bei vergleichsweise niedrigen 10 Prozent. 

Für «Avenir Suisse» ist klar: Viele Dinge, die die Gleichstellung befördern, lassen sich über einen möglichst liberalen Arbeitsmarkt regeln. Damit das so bleibt, müssen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier sich nicht nur solidarisch mit den Frauenstreikenden zeigen sondern auch die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen setzen. 

Sechs Punkten stehen auf der Traktandenliste der liberalen Denkfabrik ganz weit oben: die individuelle Besteuerung von Mann und Frau, der Ausbau des Angebots an Kinderbetreung und die Einführung von Kinderbetreuungsgutscheinen, ein angemessener und flexibler Elternurlaub sowie eine Jahreshöchstarbeitszeit. In den Augen von «Avenir Suisse» entspricht dies einem Bedürfnis der Wirtschaft, die immer mehr projektbezogen organisiert ist.

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