Avenir Suisse kämpft gegen Landflucht
Zweitwohnungen sollen Berggebiete retten

Die Avenir Suisse sorgt sich um die Zukunft der Berggebiete. Und macht gleich haufenweise Vorschläge, wie man die Gebiete retten kann.
Publiziert: 07.02.2017 um 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:11 Uhr
Michael Bolzli

Das Problem ist altbekannt: Die Jungen ziehen von Berggebieten weg, die Alten bleiben zurück. Die Konsequenz: Postfilialen verschwinden, der Metzger im Dorf genau so. 

Es ist ein heikles Thema, das Avenir Suisse in einer neuen Studie anpackt. Doch für die von der Wirtschaft finanzierte Denkfabrik ist klar. «Die Schweiz braucht eine neue Debatte ums Berggebiet», sagt Studienautor Daniel Müller-Jentsch zu BLICK.

Es brauche neue Ansätze, um künftig Arbeitsplätze, Investitionen und Wirtschaftskraft im Berggebiet zu halten. Doch wie will die Avenir Suisse die Berggebiete auf Vordermann bringen?

Viel Potenzial sieht die Denkfabrik bei Zweitwohnungsbesitzern. Berggemeinden müssen sie als Partner einbinden, schreiben die Verfasser. Etwa durch ein politisches Mitspracherecht.

Vermieten über Airbnb

350'000 bis 400'000 Zweitwohnungen stehen in Bergregionen. Eine Chance, glauben die Verfasser. Vermietungsmodelle wie Airbnb ermöglichen die nachhaltige touristische Nutzung bestehender Objekte, heisst es in der Studie. «Und neue Geschäftsmodelle zur Sanierung älterer Bestandsimmobilien sichern die Wertschöpfung im Baugewerbe.»

Weitere Option: Kräfte bündeln, indem man Talgemeinden bildet. Zwischen 2000 und 2015 gab es in der Schweiz 43 Talschaftsfusionen. Daran beteiligt waren im Schnitt 5,5 Gemeinden.

Potenzial sehen die Verfasser auch in der Digitalisierung. So könne man etwa übers Internet regionale Produkte verkaufen. «Das setzt jedoch eine gute Verfügbarkeit von schnellen Internetverbindungen voraus», schreiben die Verfasser. 

Zweitwohnungen wie auf der Lauchneralp haben ein grosses Potenzial.
Foto: zvg

Zentral sei eine Neuausrichtung im Tourismus. «Die überhöhten Preise für landwirtschaftliche Produkte bringen Wettbewerbsnachteile für die Gastronomie», heisst es. Darum müsse der Grenzschutz für Agrarprodukte zugunsten der Berggebiete abgebaut werden.

«Geordneter Rückzug» aus Alpentälern

Trotz der vielen Ideen: Wo Schrumpfungsprozesse nicht aufzuhalten sind, bleibe nur ein «geordneter Rückzug». Doch: «Die Angst davor scheint übertrieben», heisst es. Denn eine saisonale Teilzeitnutzung habe im Alpenraum eine lange Tradition. Beispiel: Maiensässe.

Die Verfasser fordern zudem, dass sich Vertreter des Berggebiets wie die Regierungskonferenz der Gebirgskantone stärker auf Fragen des Strukturwandels fokussieren. «Am Ende sind es jedoch die Berggemeinden, ihre Einwohner und Unternehmer, die die Erneuerung der wirtschaftlichen Basis vorantreiben werden», schlussfolgert Avenir Suisse. 

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