Freimütige Äusserungen von Tesla-Chef Elon Musk über seine Erschöpfung haben die Aktie des US-Elektroautobauers am Freitag ins Minus gedrückt. Die Tesla-Papiere verloren bis zum Börsenschluss 8,9 Prozent an Wert (Schlusskurs 305,50 Dollar).
Dies geschah, nachdem Musk in einem Interview mit der «New York Times» Auskunft über seine Anstrengung gegeben hatte, die Produktion bei Tesla auf Kurs zu bringen.
«Es gab Tage, an denen ich nicht vor der Tür war»
In dem Interview berichtete Musk über den persönlichen Tribut, den er in diesem Jahr gezahlt habe. «Es gab Zeiten, da habe ich die Fabrik drei oder vier Tage nicht verlassen - Tage an denen ich nicht vor der Tür war», sagte er. «Das vergangene Jahr war das schwierigste und schmerzhafteste meiner Karriere.» Dies sei «kaum auszuhalten» gewesen.
Um schlafen zu können, habe er sich Medikamente verschreiben lassen müssen. Zudem habe er jede einzelne Stunde seines 47. Geburtstages bei der Arbeit verbracht und beinahe die Hochzeit seines Bruders verpasst. «Es kamen Freunde vorbei, die sich wirklich Sorgen gemacht haben», sagte der Tesla-Chef der Zeitung.
Zugleich berichtete Musk von der bisher erfolglosen Suche nach einem Stellvertreter. Er habe bei Facebook-Vize Sheryl Sandberg angefragt.
Seinen aufsehenerregenden Tweet über den möglichen Börsenrückzug des Autobauers verteidigte Musk indes. Diesen bereue er nicht. Musk hatte Anfang vergangener Woche mit einer Reihe von Tweets für Wirbel und Verwirrung gesorgt, in denen er Pläne eines Börsenrückzugs erwähnte. Dabei schrieb er auch, dass die Finanzierung gesichert sei und er Chef des Unternehmens bleiben wolle. Erst später gab es eine offizielle Firmenmitteilung.
Der Handel mit den Tesla-Aktien war vorübergehend ausgesetzt worden - mittlerweile beschäftigt sich Medienberichten zufolge die US-Börsenaufsicht mit dem Fall.
Tweet war Versuch, transparenter zu kommunizieren
Auch die Geschäftsleitung des Unternehmens hatte Firmenchef Musk mit seiner Ankündigung überrascht. Gegenüber der «New York Times» gestand er nun ein, dass niemand seinen Tweet mit der Ankündigung zum möglichen Börsenrückzug gelesen habe, bevor er online ging. Dennoch bereue er ihn nicht. «Wieso sollte ich?», sagte er. Seinen Worten zufolge waren die Äusserungen auf Twitter ein Versuch, transparenter zu kommunizieren.
Der in Südafrika geborene Musk, der neben Tesla auch noch mit seiner Firma SpaceX Touristen ins All bringen will und weitere ambitionierte Projekte verfolgt, gilt als einer der innovativsten Unternehmer der USA. Zugleich steht er unter wachsendem Druck von Investoren, da es zuletzt immer wieder Verzögerung bei der Produktion von Teslas Model 3 gab, mit dem der Elektroautobauer den Durchbruch auch auf dem Massenmarkt schaffen will. Tesla war 2010 an die Börse gegangen; Musk hält selbst knapp 20 Prozent der Anteile. (SDA)