Die Post spart jetzt auch bei Postfinance. Den Plan zum Abbau von 45 Stellen und die Schliessung von drei Standorten in Kriens LU, Münchenstein BL und St. Gallen (siehe Karte) machte BLICK gestern publik.
Postfinance habe das Ziel, zu einem «Digital Powerhouse» zu werden, steht in einem Brief an die 4000 Angestellten, der BLICK vorliegt. Insgesamt sind im nächsten Jahr rund 400 Mitarbeiter direkt von den Umbaumassnahmen betroffen.
Postfinance-CEO Hansruedi Köng (51) schreibt: «Die Transformation ist nötig, damit unser Unternehmen in einem schwierigen Umfeld auch in Zukunft erfolgreich ist.»
Er gibt Vollgas bei der Automatisierung: «So könnte beispielsweise konsequent auf die Zustellung von Papierdokumenten an die Kunden verzichtet werden.» Ausgerechnet die Post-Tochter will keine Briefe mehr verschicken! 47 Jobs gehen dadurch verloren.
Unternehmerisch sinnvoll
Postfinance-Sprecher Johannes Möri dämpft ab. «Wir werden trotz Digitalisierung auch für jene Kundinnen und Kunden da sein, die weiterhin Papierdokumente wünschen», sagt er auf Nachfrage.
Dass das Tochterunternehmen der Post die Digitalisierung rasch angeht, macht unternehmerisch Sinn. Auch der Abbau von Doppelspurigkeiten im Backoffice und die Zusammenlegung von Standorten lassen sich nicht vermeiden, wenn die Auslastung zu tief ist.
Das Problem von Postfinance: Das Unternehmen hortet 109 Milliarden Franken an Kundengeldern. Auf einen Teil davon werden Negativzinsen fällig. Anders als andere Banken kann die Postfinance die Verluste heute kaum mehr ausgleichen. Denn das Gesetz verbietet ihr die Vergabe von Krediten. Dadurch leidet auch der Mutterkonzern Post, der in der Vergangenheit von den satten Gewinnen der Postifinance profitierte.
Büroflächen reduzieren und verlagern
Deshalb muss der einstige Geldesel nun abspecken. Die Büroflächen werden reduziert. Derzeit ist die Rede von Überkapazitäten in der Höhe von 12'000 Quadratmetern. Die Aufgaben der zu schliessenden drei Kontaktcenter würden künftig die Standorte in Zofingen AG und Netstal GL übernehmen, sagt Sprecher Möri. Diese bieten den rund 200 Betroffenen eine Stelle an.
Mit dem Versand von Köngs Brief an alle 4000 Mitarbeitenden beginnt nun das Konsultationsverfahren. Dies ist nötig, um diese für 2018 geplanten Massnahmen durchführen zu können. In der zweiten Novemberhälfte will Postfinance über das weitere Vorgehen informieren.