Autoboom dank Euro-Rabatt
Täglich kaufen wir 1200 Neuwagen!

Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar verkaufen die Schweizer Autoimporteure so viele Neuwagen wie seit Jahren nicht mehr.
Publiziert: 30.07.2015 um 09:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:31 Uhr
Von Patrik Berger

Schweizer Autoimporteure reiben sich die Hände: Allein im Juni waren es 33'119 Stück (+18,6 % im Vergleich zum Vorjahr). Pro Tag übergeben Verkäufer rund 1200 Schlüssel an stolze Besitzer von fabrikneuen Autos.

Auch die Halbjahreszahlen lassen sich sehen: 161'798 Autos wurden neu angemeldet (+7,9 %). Am meisten Neuwagen verkauft hat VW (siehe Grafik): 20'095 Stück (+8 %). «Das starke erste Halbjahr überrascht mich. Auch im Juli geht es positiv weiter. Wir liegen 14 Prozent über dem Vorjahr», sagt François Launaz (60), Präsident des Branchenverbandes Auto Schweiz, zu BLICK.

Der Autoboom schlägt sich auch im UBS-Konsumindikator nieder, der gestern publiziert wurde. Der Index zeigt mit einem Vorlauf von ein bis drei Monaten auf die offiziellen Zahlen die Entwicklung des Privatkonsums in der Schweiz an. Andere Branchen wie etwa der Detailhandel darben. Seit Anfang 2015 sind die realen Umsätze um 1,6 Prozent gesunken.

Besonders begehrt sind Kleinwagen mit Benzinmotor. Oder fette SUVs mit 4-Rad-Antrieb und Dieselmotor. Auch Autos mit alternativen Antrieben haben zugelegt – um satte 46 Prozent!

Im ersten Halbjahr wurden zudem fast 2000 Elektroautos eingelöst. «Das ist ein respektables Ergebnis», stellt Launaz fest. Zum Vergleich: In Deutschland waren es bei zehnmal mehr Einwohnern im gleichen Zeitraum nur 4600 Stück.

Allerdings herrscht im Autobusiness – aller guten Zahlen zum Trotz – nicht nur eitel Sonnenschein. Der Grund: Die Gewinnmargen sind um bis zu 15 Prozent eingebrochen. Die Garagisten verdienen kaum noch etwas am Verkauf von Neuwagen. «Händler, die schon vor der Aufhebung des Mindestkurses am Limit waren, werden es schwer haben. Sie werden die gesunkenen Margen nicht überleben. Es könnte zu Stellenabbau oder sogar zu Konkursen kommen», glaubt der Präsident von Auto Schweiz.

Clevere Händler aber würden trotz tiefer Margen profitieren. Launaz: «Sie schaffen es, ihren Kundenstamm zu vergrössern, auch wenn sie am einzelnen Neuwagen derzeit weniger verdienen als noch vor einem Jahr.» Dafür binden sie die Neukunden mit Service-Leistungen an sich: Diese lassen ihr Fahrzeug bei ihnen warten, kaufen Winterreifen oder ein paar Jahre später sogar einen Zweitwagen für Frau oder Kinder.

«Wenn wir Ende Jahr ein Plus von fünf Prozent haben, sind wir sehr zufrieden. Dann hätten die Schweizer Händler insgesamt 320'000 neue Autos verkauft», sagt Launaz.

Angst, dass es dafür nächstes Jahr zu einem Einbruch kommt, hat er nicht. «Ausser die Konjunktur macht uns einen Strich durch die Rechnung. Und es kommt wegen des starken Frankens zu vielen Entlassungen.»

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