Aussenposten von Roche und Novartis in Barcelona
Schweizer Firmen in der Katalonien-Falle

Viele Schweizer Konzerne haben wichtige Aussenposten in Barcelona. Man beobachte die Entwicklung «sehr genau», lässt der Pharmakonzern Roche verlauten.
Publiziert: 08.10.2017 um 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:27 Uhr
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Das warme Klima und die gute Infrastruktur von Barcelona zieht Firmen an – noch.
Foto: Getty Images/EyeEm
Moritz Kaufmann

Katalonien ist Spaniens Wirtschaftsmotor. Statt in der Hauptstadt Madrid haben viele ausländische Firmen ihre Spanien-Basis deshalb in Barcelona. So auch etliche Schweizer Firmen. Die Basler Pharmagiganten Roche und Novartis haben wichtige Aussenposten in der Mittelmeermetropole. Novartis ist über die Augenheilkunde-Spezialistin Alcon besonders mit der katalanischen Hauptstadt verhängt. Die Problemtochter – Alcon schreibt seit Jahren Verluste – betreibt sogar eine Fabrik in El Masnou nördlich von Barcelona.

Auf Nachfrage von SonntagsBlick reagieren beide Firmen zurückhaltend. «Wir beobachten die Entwicklungen in Spanien und einen möglichen Einfluss auf unsere Niederlassungen vor Ort sehr genau», teilt eine Roche-Sprecherin mit. Sie betont, dass der Generalstreik vom letzten Dienstag Roche «nicht direkt betroffen» habe.

Es kursieren bereits Notfallpläne

Der Generalstreik ist ein Beispiel, wie schnell Firmen in den politisch verworrenen Konflikt mit hineingezogen werden können. Am Dienstag bildete sich ein Mob vor dem Apple-Laden in Barcelona – dieser widersetzte sich dem Generalstreik. Die Konsequenz: Wütende Unabhängigkeitsbefürworter blockierten den Eingang und versprayten die Türen. Doch nicht nur die Pharma ist im technologisch hochgerüsteten Katalonien ver-treten. Der Waadtländer Nahrungsmittelmulti Nestlé hat dort vergangenes Jahr einen Digital Hub eröffnet. Nestlé versucht derzeit, im digitalen Bereich Terrain gutzumachen. Von Katalonien aus wird die Firma weltweit in Sachen E-Marketing-, E-Commerce und Kommunikation mit Kunden fit gemacht. Der Digital Hub befindet sich in Esplugues de Llobregat in der Nähe von Barcelona, wo auch der Hauptsitz von Nestlé Spanien zu Hause ist. Auf Nachfrage wollte Nestlé Spanien nichts zum Polit-Hickhack sagen.

Intern dürfte die Nervosität aber gross sein. In verschiedenen deutschen Firmen kursieren laut Medienberichten bereits Notfallpläne. Sollte sich Katalonien tatsächlich von Spanien abspalten, verlieren die Firmen nicht nur den Zugang zum spanischen Markt, ihre Hauptsitze wären dann auch automatisch ausserhalb des EU-Binnenmarkts. Die aufmüpfigen Katalanen wollen zwar EU-Mitglied bleiben. Doch: Als neuer Staat müsste sich Katalonien erst um den EU-Beitritt bewerben.

Den Firmensitz von Barcelona wegverlegen

Spanische Firmen wollen nicht abwarten. Die katalanische Bank La Caixa, die drittgrösste Spaniens, kündete am Freitag an, ihren Hauptsitz auf Mallorca zu verlegen. Die Banco Sabadell zieht es ebenso in Richtung Süden nach Alicante.
Und auch dem bekannten Sekt-Hersteller Freixenet bereitet die Situation Kopfschmerzen. Der Weinproduzent besitzt viele Rebberge in Katalonien, denkt aber laut darüber nach, den Sitz von Barcelona weg zu verlegen.

Die aktuellen Ereignisse in Katalonien verfolgen Sie im Newsticker.

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