Die saisonale Grippe wird in der Schweiz auch diesen Winter ihr Unwesen treiben. Im Kampf dagegen wollte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 2,5 Millionen Impfstoffdosen beschaffen. Doppelt so viele wie in den Vorjahren, damit die Wintergrippe das Gesundheitswesen neben dem Coronavirus nicht zusätzlich stark belastet.
Doch bisher hat das BAG erst 1,6 Millionen Dosen auf sicher, wie das Amt auf Anfrage von BLICK sagt. Damit könnten hierzulande nicht einmal alle Menschen aus Risikogruppen und alle über 65-Jährigen – total 2,7 Millionen Personen – geimpft werden.
BAG-Sprecher Yann Hulmann beruhigt: Es gebe Optionen auf mehr Dosen, die noch verhandelt und abgeklärt werden müssten. Gemäss BLICK-Recherchen gibt es derzeit aber keinerlei Zusicherung für weitere Lieferungen.
Ausverkauft und keine Nachlieferungen möglich
Denn Fluarix Tetra, einer der beiden zugelassenen Grippe-Impfstoffe des britischen Konzerns Glaxo Smith Kline, ist ausverkauft, wie dessen Schweiz-Sprecher Urs Kientsch bestätigt. Eine Nachlieferung in die Schweiz zusätzlich zu den 650'000 bestellten Dosen sei nicht möglich.
Grund: Die Produktionsvolumen würden über ein Jahr im Voraus geplant. Eine Nachproduktion sei produktionstechnisch nicht möglich. Alle produzierten Dosen von Fluarix Tetra seien bereits auf die Länder Europas verteilt worden.
Vom zweiten zugelassenen Grippe-Impfstoff, Vaxigrip Tetra, liefert der französische Konzern Sanofi in der Schweiz eine Million Dosen aus. Das sind zweieinhalb Mal so viel wie sonst. Stand heute weiss Sanofi nicht, ob Nachlieferungen für die Schweiz möglich sind. «Die Abklärungen sind intensiv im Gange», sagt Sanofi-Schweiz-Sprecher Jacques-Henri Weidmann.
Risikopersonen haben Vorrang
Während das BAG keine Priorisierung von Risikogruppen vorgibt, fangen Hausärzte an zu selektionieren. Philippe Luchsinger, Vorstand im Verband Hausärzte Schweiz, sagt: «Wir werden zuerst die Risikopersonen impfen. Erst wenn sich herausstellt, dass wir auch für die anderen genügend Impfungen haben, werden wir auch diese impfen.»
Bei Menschen, die nicht zur vulnerablen Gruppe gehören, will der Hausarzt aus Affoltern am Albis ZH abwarten und sie auf später verschieben.
Impfwillige sollen sich gedulden
Muss das BAG den Grippe-Impfstoff rationieren? Derzeit sei das nicht vorgesehen, so BAG-Sprecher Hulmann. Empfohlen werde die Grippeschutzimpfung weiterhin für Personen mit erhöhtem Grippekomplikations-Risiko, für Gesundheitsfachpersonen und andere Personen, die mit Menschen mit erhöhtem Risiko für Grippekomplikationen arbeiten oder in Kontakt sind.
Doch dann fügt er hinzu. «Die impfenden Fachpersonen und Betriebe werden im Sinne einer Empfehlung gebeten, in der ersten Phase der Impfperiode mit den vorhandenen regulären Dosen zunächst primär die Risikogruppen und deren Kontaktpersonen zu impfen.»
Wer im November noch nicht geimpft ist, muss sich gemäss Hulmann keine Sorgen machen. Eine Grippeimpfung im Dezember reiche, weil die Grippewelle in der Schweiz in der Regel erst im Januar oder Februar beginne. Aber: «Es ist von den impfwilligen Personen Geduld und Verständnis gefordert.» Das BAG werde Anfang Oktober zu diesem Thema kommunizieren.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.