Für einige wenige SBB-Mitarbeiter beginnt die Woche mit einem Highlight. Bahnintern jedoch sorgt dieser Höhepunkt bereits für hämische Sprüche.
Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar will am Montag vor auserlesenen Mitarbeitern einen Vortrag halten. Sie wird – und darauf zielen die bissigen Sprüche – über Verantwortung dozieren. Was bedeutet für sie Verantwortung? Wo sieht sie die Grenzen? Wie gibt sie Verantwortung weiter?
Das wären eigentlich alles legitime Fragen, schliesslich steht Ribar einem Unternehmen mit mehr als 30'000 Mitarbeitern vor, das jährlich über neun Milliarden Franken Umsatz macht.
Paradise Papers deckten Angola-Geschäfte auf
Ribars Kritiker fragen sich nun, wie glaubwürdig sie in Bezug auf das Thema ihres Referats sein kann. Ihre Reputation weise da so manche Delle auf. Etwa in der Angola-Affäre: Die Verwaltungsratspräsidentin machte in Aufsichtsgremien von Jean-Claude Bastos' Firmen mit. Der verurteilte Fondsmanager taucht in den Paradise Papers auf – in denen es auch um heikle Geschäfte von Schweizer Firmen, um Steuertricks von Reichen und Grosskonzernen geht.
Ribar war Verwaltungsrätin einer Bastos-Firma, über die ein Hafenprojekt in Angola finanziert wurde. Den Bundesrat hat sie damals nicht über das heikle Mandat informiert. Sie habe sich in einen Rat wählen lassen, ohne die Risiken abzuklären, wird ihr vorgeworfen. Bundesbern verlangte Rechenschaft, der politische Ärger und der Reputationsverlust waren ihr gewiss.
Wird Ribar am Montag den Punkt Angola in ihrem Vortrag erwähnen? «Rasch anmelden lohnt sich!», empfehlen die SBB schon mal in ihrem Intranet.