Es ist grotesk: Die Notenbanken ertränken den ganzen Globus in billigem Geld. Dadurch sinkt der Preis des Geldes – der Zins – in den Keller, auf rekordtiefe bis negative Niveaus. Eigentlich die ideale Welt für all jene Leute, die den Traum von den eigenen vier Wänden träumen.
Doch in der Schweiz erfüllt sich der Traum bei den wenigsten: 71 Prozent der Schweizer Bevölkerung können sich ein typisches Einfamilienhaus oder eine Eigentumswohnung heute nicht mehr leisten. Das haben die Ökonomen von Raiffeisen in einer neuen Studie berechnet. Je nach Kanton kann dieser Anteil variieren, in Uri trifft das nur für 56 Prozent zu, in Genf dagegen für 82 Prozent der Bewohner.
Der Grund: Die Preise für Wohneigentum steigen weiter, die meisten Menschen haben zu wenig Vermögen und ein zu geringes Einkommen, um von einer Bank einen Hypothekarkredit zu bekommen. Es ist dieser Cocktail, der den Traum vom Eigenheim für viele platzen lässt.
Trotz Bauboom steigen die Preise
Das Problem bei den Preisen: «Aktuell gibt es keine Anzeichen, welche auf eine starke Zunahme des Angebots deuten würden», erklärt Martin Neff (58), Chefökonom von Raiffeisen. «Wir rechnen daher weiterhin mit steigenden Preisen am schweizerischen Eigenheimmarkt.»
Es wird zwar gebaut, aber vor allem Mietwohnungen, die dann teilweise längere Zeit leer stehen. Zudem steigen Preise nun in der Innerschweiz oder der Ostschweiz. Das heisst, auch wer seinen Suchradar vergrössert, wird in ländlichen Gebieten nicht mehr fündig.
Das Problem mit dem Vermögen: Da die Zinsen so tief sind, ist es beinahe unmöglich, als Privater genügend Kapital anzusparen, um den Hypokredit klein zu halten.
Selbst für Gutverdiener wird es knapp
Das wäre jedoch entscheidend, um das dritte – und für viele das grösste – Problem zu entschärfen: das der Tragbarkeit. Die Banken rechnen mit einem fiktiven (kalkulatorischen) Hypozins von 5 Prozent und schlagen noch ein Prozent der Kreditsumme für Amortisation und Unterhalt drauf. Zusammen dürfen diese Kosten ein Drittel des Haushaltseinkommens nicht überschreiten.
Das heisst, nur schon für den Kauf eines vergleichsweise billigen Einfamilienhauses für eine Million Franken, bei dem der Käufer 200'000 Franken selber aufwirft, braucht es ein Jahreseinkommen von mindestens 176'000 Franken, um überhaupt eine Hypothek zu bekommen. Das ist selbst für Schweizer Verhältnisse ein stattlicher Lohn.
Und deshalb erstaunt es nicht, dass Raiffeisen am Ende der Studie zum Fazit kommt: «Die Schweiz bleibt hinsichtlich Wohneigentumsquote mit Abstand das Schlusslicht in Europa.»