Wer trinkt noch Mineral aus der PET-Flasche?
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Zwischen PET und Wasserrohr:Wer trinkt noch aus der Flasche?

Aus dem Hahn fliessts fast gratis
Wer trinkt noch Mineral aus der PET-Flasche?

Der Durst nach dem gesündesten Wasser nimmt kein Ende. Obwohl es in der Schweiz kostengünstig aus dem Hahn fliesst, konsumieren wir «'s Mineral» massenweise aus PET-Flaschen.
Publiziert: 23.08.2021 um 08:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2021 um 09:25 Uhr
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Rund 75 Prozent der Schweizer Bevölkerung trinken regelmässig Hahnenwasser.
Foto: imago/Christian Ohde
Evgenia Kostoglacis

Von der Schweizer Bevölkerung trinken 75 Prozent regelmässig Hahnenwasser. Sogar 88 Prozent schätzen die Qualität als gut bis sehr gut ein. Und noch ein paar Zahlen hält der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches parat: «Die Qualität der schweizerischen Wasserressourcen ist so gut, dass über 70 Prozent des Trinkwassers unbehandelt oder einfach aufbereitet als Naturprodukt verwendet werden können.» Der Rest durchläuft Filtrations- und Desinfektionsvorgänge.

Alles klar, Hahnenwasser soll es also sein. Nicht ganz. Denn allein im Jahr 2020 wurden hierzulande insgesamt 939,8 Millionen Liter Mineralwasser eingekauft, oftmals mühsam das Treppenhaus hochgeschleppt und anschliessend konsumiert. Pro Kopf waren es 108 Liter. SonntagsBlick hat auf Social Media eine Umfrage darüber gestartet, warum im Wasserschloss Schweiz so eifrig Mineralwasser gekauft wird.

Wasserexperte findet Flaschenwasser ein No-Go

«Mein Mineral muss eben sehr kalt sein», sagt etwa Mika Hodel (24), der in Zürich Zahnmedizin studiert. «Das passiert nur, wenn ich selbst Eis hinzufüge oder wenn es vorher im Kühlschrank war.» Die Kälte macht es also für den Studenten aus. Auch der pensionierte Maschinenschlosser Peter Fehlmann (70) bevorzugt das blaue Gold aus der PET-Flasche. «Natürliches Mineralwasser kommt mir viel gesünder vor, da es nicht mit Chemikalien behandelt wird.»

Matthias Mend (61) ist selbständiger Wasserexperte und Berater. Für ihn ist Wasser aus der Flasche ein No-Go: «Sowohl ökologisch als auch ökonomisch und gesundheitlich ist Hahnenwasser in der Schweiz fast ausnahmslos dem Wasser aus Plastikflaschen vorzuziehen.» Mend zählt einige Gründe auf: «Kunststoff ist grundsätzlich ein schlechter Behälter für Wasser. Verschiedene Forschungsarbeiten haben klar aufgezeigt, dass vor allem bei steigenden Temperaturen verschiedene Stoffe in das Flaschenwasser übergehen können.»

Dabei verändert sich der Geschmack negativ, doch es bleibt nicht dabei. «Studien zeigen, dass hormonähnliche Substanzen aus dem Kunststoff – wie etwa Weichmacher – langfristig eine Wirkung auf unser Erbgut haben und somit auch auf künftige Generationen.»

Hahnenwasser ist besser für die Umwelt

Beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit sieht man die Sache dagegen entspannt. Auf Anfrage schreibt die Behörde: «Gemäss Lebensmittelrecht dürfen nur solche Verpackungen für Lebensmittel und somit auch für Trinkwasser eingesetzt werden, die für Konsumentinnen und Konsumenten keine Gesundheitsgefährdung darstellen.» David Arnold vom Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten stösst ins gleiche Horn: «Das Bundesamt für Gesundheit legt für Fremdstoffe im Mineralwasser Grenzwerte fest. PET- Getränkeflaschen erreichen diese bei weitem nicht.» Und was die Hormone in PET-Flaschen anbelangt, sagt der Vertreter der Mineralwasserbranche: «Das BAG hat eine Studie in Auftrag gegeben, um Mineralwässer auf hormonaktive Substanzen zu untersuchen. Das Resultat: Die gemessenen östrogenen Aktivitäten in den in der Schweiz verkauften Mineralwässern stellen kein gesundheitliches Risiko dar.»

Und nun – Mineralwasser oder Hahnenwasser? «Hahnenwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel», hält der Verein des Gas- und Wasserfaches fest. Möchte man zusätzlich der Umwelt etwas Gutes tun, so rät das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit ebenfalls klar zu Hahnenwasser. Welches Wasser aber von den Konsumentinnen und Konsumenten bevorzugt wird, dürfte am Ende eine Frage der persönlichen Präferenzen sein. Rentnerin Marie G.* (88) macht es so: «Ich geniesse einen Mix aus Hahnenwasser und Rhäzünser. In meinem Alter muss man eben trinken, was einem gefällt!»

*Name bekannt

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