Es war das vielleicht verrückteste Spiel, das weltweit für Begeisterungsstürme sorgte und auf den Strassen von New York bis Zürich zu Verkehrsstaus führte – Pokémon Go. Auf einmal waren Strassen und Plätze voll von Leuten, die nach den animierten gelben Monstern jagten, die nur sie selbst sehen konnten.
Das war 2016. Die Technik dahinter: Augmented Reality. Dabei handelt es sich um die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung mittels Smartphone oder Tablet. Doch Pokémon Go war nur der Anfang, auch der Möbelriese Ikea setzt unterdessen auf Augmented Reality.
In der Praxis scannt man mit dem Ikea-App Place zunächst einen Bereich seiner Wohnung. Dann wird das passende Möbelstück ausgewählt und im Raum positioniert. Es kann in der Grösse angepasst und bewegt werden. Anschliessend taucht man ein in die virtuelle Welt, geht mittels iPhone oder iPad um das Möbel herum und prüft, ob es in die eigene Umgebung passt.
3D im Kinderzimmer
Ob Möbel oder gelbe Monster – die Anwendungsbereiche sind mannigfaltig. So arbeiten auch die hellsten Köpfe der ETH-Abteilung Game Technology Centers an der erweiterten Realität – für Kinder. «Augmented Reality kann zum Lernen motivieren, indem es Tätigkeiten, die normalerweise etwas langweilig oder für Kinder unattraktiv sind, interaktiver und dynamischer gestaltet», sagt Fabio Zünd vom Game Technology Center.
Dafür haben Zünd und sein Team die App «GTC Showcase» entwickelt. Mit der App können Kinder eine Figur, die sie im Malbuch ausgemalt haben, auf eine 3D-Figur auf dem Bildschirm übertragen. Zünd und sein Team verschmelzen so animierte, virtuelle Elemente mit der realen Umgebung.
Hinter der App steht ein ausgeklügelter Algorithmus, der die Farbe der animierten Figur auf dem Bildschirm mehrmals pro Sekunde der tatsächlichen Zeichnung anpasst. Der Zeichnungsprozess im Malbuch wird in Echtzeit auf die Animation übertragen. Gleichzeitig werden die Rückseiten der Figuren, die auf Papier nicht sichtbar sind, für das virtuelle Pendant so realistisch wie möglich berechnet. Aus der Zeichnung wird so ein kleines Stück Zeichentrickfilm.
Augmented Reality für Kontaktlinsen
Zudem können eigene Songs mit virtuellen Instrumenten arrangiert werden. Sogar der Museumsbesuch kann mit der App zum animierten Trip werden. So erlaubt es die Software, auf dem Bildschirm die Form und Farbe von Gemälden zu verändern. «Augmented Reality kann überall eingesetzt werden, wo kontextualisierte Information wiedergegeben werden soll», sagt Zünd.
Sehr viel Potenzial liegt in der zukünftigen Hardware. «Handys werden immer leistungsfähiger und mit besseren Kameras ausgestattet. Das ist sehr zentral für Augmented Reality», sagt Zünd. Früher oder später, so glaubt der Forscher, wird Augmented Reality direkt und komfortabel für Brillen oder sogar für Kontaktlinsen möglich.