Aufstand gegen neues Angebot
Musiker beissen nicht in den sauren Apple

Unabhängige Musik-Labels wollen Apples neuen Streaming-Dienst boykottieren. Sie würden nicht nur benachteiligt, sondern gleich abgezockt.
Publiziert: 21.06.2015 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:21 Uhr
Von Adrian Meyer

Am 30. Juni startet Apple seinen Musikstreaming-Dienst Apple Music in 100 Ländern – auch in der Schweiz. Ein Monatsabo soll rund zwölf Franken kosten. Wie der Computerriese aus Cupertino (USA) den Dienst einführen will, sorgt bei unabhängigen Musiklabels aber für Wut und Enttäuschung: Apple beabsichtigt, ihnen während der dreimonatigen, kostenlosen Probe­phase des Dienstes keine Lizenzgebühren zu zahlen. Während grosse Plattenfirmen für Künstler wie Lady Gaga (29) Spezialverträge aushandelten, gehen weniger bekannte, unabhängige Musiker leer aus.

Der Streit wirkt sich auf das Musikangebot aus: Spurt ein Künstler nicht, wirft ihn Apple aus dem Katalog. Andererseits wollen zahlreiche unabhängige Labels den Streaming-Dienst zunächst boykottieren. Davon betroffen wären auch bekanntere Künstler wie Adele (27, «Rolling in the Deep») oder die US-Indie-Band The National.

Neben britischen, australischen und amerikanischen Labelverbänden wehrt sich nun auch der deutsche Verband unabhängiger Musikunternehmen (VUT). Er richtet einen offenen Brief an den Konzern: Es könne nicht sein, dass Apple die «finanziellen Risiken auf unabhängige Musikunternehmen abwälzt». Der VUT repräsentiert 1300 deutsche Labels.

«Diesen Brief unterschreiben wir sofort», sagt der Präsident des Verbands Indiesuisse, Andreas Ryser (43). Er vertritt die unabhängigen Schweizer Labels. «Musiker sollen drei Monate lang gratis helfen, dass der weltweit reichste Konzern noch mehr Profit machen kann? Das macht keinen Sinn.»

Apple gehe es in erster Linie gar nicht um Musik. Sondern darum, noch mehr Geräte zu verkaufen. Ryser würde derzeit den Vertrag «eher nicht unterschreiben». Anders als vor zehn Jahren, als kein Weg an Apples Download-Plattform iTunes vorbeiführte, gebe es heute Konkurrenz, etwa mit Spotify. «Heute können wir uns erlauben, bei Apple nicht mit­zumachen.»

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