Raiffeisen-Chef legt Schatten der Vincenz-Affäre hinter sich
«Das Vertrauen der Kunden ist grösser denn je»

Die Raiffeisen-Gruppe hat nach der Vincenz-Affäre wieder Tritt gefasst. Im ersten Jahr unter der neuen Führung erhöhte sich der Gewinn um über 50 Prozent.
Publiziert: 27.02.2020 um 07:09 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2020 um 15:42 Uhr
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Für das neue Führungsduo von Raiffeisen, Geschäftsleiter Chef Heinz Huber (56) und Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle (59), war 2019 ein Übergangsjahr.
Foto: Keystone

Das neue Führungsduo von Raiffeisen, Geschäftsleiter Chef Heinz Huber (55) und Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle (59), haben die Banken-Gruppe wieder in ruhige Fahrwasser gesteuert. Im Übergangsjahr 2019 konnten sie den Gewinn gegenüber 2018 um 54 Prozent auf 835 Millionen Franken steigern.

Allerdings fiel der Gewinn im letzten Jahr wegen hohen Wertberichtigungen mit 541 Millionen Franken aussergewöhnlich tief aus. Die Wertberichtigung war wegen überteuerten Zukäufen und Beteiligungen notwendig, die Ex-Chef Pierin Vincenz (66) getätigt hatte.

Abhängigkeit von Hypothekargeschäft reduziert

Bei den Hypothekarkrediten erzielte Raiffeisen letztes Jahr ein Plus von 3,2 Prozent – auf 185 Milliarden Franken. Damit ist Nummer 1 im Schweizer Hypothekarmarkt deutlich weniger gewachsen als im Vorjahr (4,35 Prozent).

Das war beabsichtigt. Und angekündigt. Huber und Lachappelle wollen die Abhängigkeit vom Hypothekargeschäft, das rund 75 Prozent der Erträge ausmacht, reduzieren.

Im Kundengeschäft hat die Gruppe bessere Wachstumsquoten erzielt. Die Kundeneinlagen haben sich um 10,5 Milliarden Franken auf 176 Milliarden Franken erhöht. Das ist ein Plus von 6,3 Prozent. Rund 40 Prozent der Schweizerinnen und Schweizern seien Raiffeisenkunden, sagt Huber am Donnerstag vor den Medien. Netto habe Raiffeisen letztes Jahr 36'000 neue Kunden gewonnen. «Das Vertrauen der Kunden ist grösser denn je», zeigt sich der Raiffeisen-Chef überzeugt.

Starke Kostensenkungen

Dennoch ging der Ertrag im schwierigen Zinsumfeld um 0,9 Prozent zurück. Doch dies konnte kompensiert werden durch Kostensenkungen – der Geschäftsaufwand sank um 6,3 Prozent. In der Zentrale in St. Gallen wurden mehrere Dutzend Stellen abgebaut. Die Anzahl Mitarbeiter der gesamten Gruppe stieg aber um 0,9 Prozent auf 11'045 Personen.

Unter dem Strich ist der Geschäftserfolg von 930 Millionen Franken (plus 33 Prozent) erfreulich.

Ein Fokus des Übergangsjahrs war die Neuaufstellung des Topmanagements. Die gesamte Bankleitung und fast der gesamte Verwaltungsrat wurden ausgewechselt. Zudem gab sich die Genossenschaftsbank eine neue Eignerstrategie und Corporate-Governance.

In der Vincenz-Affäre wird Ende Jahr mit einer Anklage gerechnet. Ende Februar 2018 eröffnete die Zürcher Staatsanwaltschaft gegen mehrere Personen eine Strafuntersuchung wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. Vincenz wurde dabei in Untersuchungshaft genommen. Mitte Juni 2018 wurde er wieder entlassen. (gnc/ise)

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