#aufbruch mit Patrizia Laeri
Geschichten ohne Frauen

Frauen sind in der digitalen Welt zu wenig präsent, schreibt Patrizia Laeri. Auch, weil die Medien heute vor allem von Männern gemacht werden.
Publiziert: 11.07.2018 um 09:53 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 20:18 Uhr
Wirtschaftsjournalismus ist fest in Männerhand.
Foto: Getty Images
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Patrizia LaeriKolumnistin

Wissen Sie, was mich wütend macht? Dass ich mich genötigt sehe, diesen Text hier überhaupt zu schreiben. Wollen Sie den wahren Grund wissen, warum es so wenig Chefinnen in der Wirtschaftswelt hat? Meine Branche ist schuld: die Medien. Ein Blick hinter die Kulissen gefällig? Ich war gerade wieder an einer Pressekonferenz und die einzige Frau im Raum. Letzte Woche auch. Vorletzte Woche auch. Und vor 20 Jahren auch. Ist abschreckend. Schreckt auch viele junge Journalistinnen ab. Mad-Men-Szenen 2018: Die machen aus der geduldigsten Journalistin eine Aktivistin. Falls Sie Beweise wollen: Ich halte dies mittlerweile in einer Fotoserie fest.

Wirtschaftsjournalismus ist fest in Männerhand. Und Männer schreiben wiederum vor allem über Männer. Nicht aus bösem Willen, sondern weil es menschlich ist. Man schreibt über das, was einen selber betrifft und interessiert. Wissenschaftlich belegt. Es sind also vor allem Wirtschaftsjournalistinnen, die weibliche Vorbilder ausgraben, Unternehmerinnen und Businessfrauen sichtbar machen. Nur gibt es nicht viele Wirtschaftsjournalistinnen. Resultat: 80 Prozent der Personen, über die im Wirtschaftsteil geschrieben wird, sind männlich. Die Folge dieser Medienwelt ist, dass sich auch in der Wirtschaftswelt nichts ändert. Wer unsichtbar ist, kommt nirgendwo hin.

Schlimmer noch, es ist Teil eines globalen Problems. Jeder Wikipedia-Artikel muss wiederum mit Artikeln in Medien belegt werden. Aber Frauen sind in Medien eben oft nicht da. Das Online-Lexikon Wikipedia ist die fünftmeist besuchte Website der Welt. 90 Prozent der Wiki-Autoren sind Männer. Resultat: 85 Prozent der Einträge sind Männer-Biografien. Wikipedia ist die wichtigste Informationsseite unserer Zeit. Eine Seite fast ohne Frauen. Mit verstörenden Folgen: 2014 war die Zahl der aufgeführten weiblichen Porno-Stars höher als jene der weiblichen Schriftstellerinnen. Die Artikel über Frauen sind zudem kürzer.

Wer es nicht auf Wikipedia schafft, hat keine Bedeutung und ist nicht Geschichte ... Und wer nicht in den Medien ist, der kommt nicht auf Wikipedia. Deshalb müssen wir Medien den Frauen endlich die Stimme geben, die sie verdienen. #timesup

* Patrizia Laeri (40) ist Wirtschaftsredaktorin und -moderatorin von «SRF-Börse» und «Eco» sowie Beirätin im Institute for Digital Business der HWZ. Sie schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.

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