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Schiffe auf Klimakurs:Werft-Chef Ruedi Stadelmann macht Schiffe sauberer

Werft-Chef Ruedi Stadelmann setzt auf Elektro- und Hybridmotoren
Schiffe fahren auf der Ökowelle

Die Schweizer Passagierschifffahrt hat einen klimafreundlichen Kurs eingeschlagen. Von Zürich bis Genf rüsten die Schifffahrtgesellschaften auf Elektro- und Hybridmotoren um. Ruedi Stadelmann, Chef der Luzerner Werft Shiptec, erklärt BLICK das grosse Umrüsten.
Publiziert: 01.09.2020 um 07:30 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2020 um 16:49 Uhr
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Bis jetzt ist die «Diamant» auf dem Vierwaldstättersee das grösste Hybridschiff der Schweiz.
Foto: zVg
Claudia Gnehm

Sie heissen Felix, Regula, Engelberg oder Berna, und sie haben lange die Seen mit Diesel verschmutzt und die Luft verpestet. Doch jetzt werden die traditionellen Passagierschiffe auf Schweizer Seen immer sauberer.

Letzte Woche hat die Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft (ZSG) einen Auftrag für den Neubau von Fahrgastschiffen mit elektrischem Antrieb und Batterie ausgeschrieben. Sie sollen in zwei, drei Jahren regulär auf der Limmat verkehren.

Klimafreundliche Schiffe rentieren unter dem Strich

Auch die Romands fahren den Dieselausstoss auf den Seen zurück. Die Schifffahrtsgesellschaft des Genfersees (CGN) hat Anfang Jahr einen Bauauftrag für zwei Personenfähren für je 700 Personen zwischen Evian-les-Bains, Thonon-les-Bains und Lausanne an die Luzerner Werft Shiptec vergeben. Die Werft produziert die zwei Fähren mit Hybridmotoren für 58 Millionen Franken.

Shiptec-Geschäftsführer Ruedi Stadelmann (62) sagt: «Wir entwickeln nicht nur Schiffe mit einem emissionsarmen Antriebssystem, sondern auch mit wenig Rumpfwiderstand und Gewicht.» Der Schiffbauingenieur ist überzeugt, dass klimafreundliche Schiffe auch eine Lösung für die Entlastung der Strassen sind. Sie könnten dort eingesetzt werden, wo es grosse Pendelströme und Stau habe.

Allerdings komme in einem Schiff ein Hybridmotor fast doppelt so teuer wie ein herkömmlicher Dieselmotor, räumt er ein. Aber mit dem reduzierten Energiebedarf lohne sich die Umrüstung mittelfristig.

Schiffe stossen in 20 Jahren keinen Diesel mehr aus

«Der Druck auf die Schifffahrtsgesellschaften, ihre Emissionen zu reduzieren, wird immer grösser», weiss Stadelmann. Seine Werft hat bereits die Passagierschiffe Diamant und Bürgenstock der Shiptec-Schwesterfirma, der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV), mit Hybridantriebsanlagen gebaut. «In 20 Jahren werden wir keine Diesel betriebenen Passagierschiffe mehr haben», ist er überzeugt.

Auf der grünen Welle reitet auch die Bielersee Schifffahrtsgesellschaft (BSG). Die nächsten zwei Jahre wird im Passagierschiff Berna ein Hybridsystem eingebaut, wie BSG-Geschäftsführer Thomas Mühlethaler (58) dem BLICK sagt. «Der neue Antrieb wird es uns erlauben, insbesondere bei Hafen-Ein- und Ausfahrten oder bei Anlegemanövern elektrisch unterwegs zu sein», erklärt er. Das Unternehmen verfolge die Entwicklung im Bereich alternative Antriebsenergien zur Speisung von Schiffsmotoren aufmerksam.

Bereits vor zwei Jahren haben die Bieler einen dieselelektrischen Antrieb für die MS Engelberg angeschafft – die Dieselgeneratoren versorgen die Antriebsmotoren und die Schiffsinfrastruktur mit elektrischer Energie. Mit der Kraft der Sonne ist seit über zehn Jahren das solarbetriebene Elektro-Motor-Schiff Mobicat auf dem Bielersee unterwegs.

Schiffsbesitzer haben wenig Anreize für Dieselausstieg

Solarflugpionier Bertrand Piccard (62) hat eine neue Klimamission – auf dem Wasser. Als Botschafter für den Schweizer Verein für emissionsfreie Schiffe (Swiss Association for Zero Emission Boat) und der Schifffahrtsgesellschaft Genfersee ist er kürzlich mit dem Wasserstoff betriebenen Schiff Hydroxy 3000 in den Genfersee gestochen.

Gemäss dem Verein, der die Seeschifffahrt mit umweltfreundlicheren Motoren fördert, stossen die Schiffe der in der Schweiz zugelassenen Reedereien mehr als 90'000 Tonnen CO2 pro Jahr aus. Das entspricht dem CO2-Ausstoss von 6500 Haushalten. Zum Vergleich: Die Gesamtheit der Freizeitboote emittiere ebenso viel CO2 wie die Schiffe der Reedereien. Jede Person in der Schweiz erzeugt durchschnittlich 14 Tonnen CO2 pro Jahr.

Zwar stellen laut dem Verein immer mehr Schifffahrtsgesellschaften hierzulande auf klimafreundliche Antriebe um. Doch die Emissionsvorgaben für Bootsmotoren hätten im Gegensatz zu den Automotoren die letzten Jahre kaum angezogen. Die Schiffsbesitzer hätten entsprechend wenig Anreiz, die Motoren auszuwechseln. Der Verein fordert deshalb Steueranreize für den Einbau von Elektroantrieben. Nötig seien zudem mehr Elektroladestationen an Stegen.

Allein im Schweizer Schifffahrtsverband (VSSU) sind 15 Schifffahrtsfirmen mit total 150 Schiffen für rund 65'000 Passagiere vertreten.

Flugpionier Betrand Piccard fährt mit dem Wasserstoffschiff Hydroxy 3000 auf dem Genfersee. Es wurde von Professor Jean-François Affolter (Mitte) entwickelt, um die Dekarbonisierung der Schifffahrt zu fördern. Initiiert wurde die Aktion vom Schweizer Verein für emissionsfreie Schiffe und deren Präsidentin Sue Putallaz.
SALVATORE DI NOLFI

Solarflugpionier Bertrand Piccard (62) hat eine neue Klimamission – auf dem Wasser. Als Botschafter für den Schweizer Verein für emissionsfreie Schiffe (Swiss Association for Zero Emission Boat) und der Schifffahrtsgesellschaft Genfersee ist er kürzlich mit dem Wasserstoff betriebenen Schiff Hydroxy 3000 in den Genfersee gestochen.

Gemäss dem Verein, der die Seeschifffahrt mit umweltfreundlicheren Motoren fördert, stossen die Schiffe der in der Schweiz zugelassenen Reedereien mehr als 90'000 Tonnen CO2 pro Jahr aus. Das entspricht dem CO2-Ausstoss von 6500 Haushalten. Zum Vergleich: Die Gesamtheit der Freizeitboote emittiere ebenso viel CO2 wie die Schiffe der Reedereien. Jede Person in der Schweiz erzeugt durchschnittlich 14 Tonnen CO2 pro Jahr.

Zwar stellen laut dem Verein immer mehr Schifffahrtsgesellschaften hierzulande auf klimafreundliche Antriebe um. Doch die Emissionsvorgaben für Bootsmotoren hätten im Gegensatz zu den Automotoren die letzten Jahre kaum angezogen. Die Schiffsbesitzer hätten entsprechend wenig Anreiz, die Motoren auszuwechseln. Der Verein fordert deshalb Steueranreize für den Einbau von Elektroantrieben. Nötig seien zudem mehr Elektroladestationen an Stegen.

Allein im Schweizer Schifffahrtsverband (VSSU) sind 15 Schifffahrtsfirmen mit total 150 Schiffen für rund 65'000 Passagiere vertreten.


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