Tech-Giganten, Telekomkonzerne, und Banken: Alle wollen ihre eigene digitale Brieftasche durchsetzen. Das wird kompliziert.
Samsung kündigte gestern nicht nur neue Smartphones, sondern auch ein eigenes Bezahlsystem an: Samsung Pay. Mit dem neuen Galaxy S6 lässt sich damit per Fingerabdruckscanner an der Kasse bezahlen.
Der Vorteil: Es ist mit deutlich mehr Kassensystemen kompatibel, denn es funktioniert nicht nur mit der NFC-Technik (Near Field Communication), sondern auch mit MST (Magnetic Secure Transmission).
Bislang ist erst bekannt, dass Samsung Pay in den USA und Südkorea eingeführt wird. Später soll auch Europa folgen. Ob und wann auch die Schweiz dazukommt, ist noch offen.
Digitale Portemonnaies gibts inzwischen wie Sand am Meer. Die Schweiz ist allerdings noch ein Entwicklungsland.
Tapit: Das Swisscom-System ist schon seit letztem Sommer in Betrieb. Demnächst können auch Sunrise- und Orange-Kunden mitmachen. Es muss mit einer Kreditkarte hinterlegt werden und läuft über NFC. Dafür benötigt das Gerät aber eine spezielle SIM-Karte. Übers iPhone gehts noch nicht. Und die Nachfrage ist schwach, wie selbst Swisscom-Chef Urs Schaeppi kürzlich einräumen musste.
Twint: Frühestens im Sommer kommt die Postfinance mit ihrer Bezahl-App. Sie funktioniert mit der Beacon-Bluetooth-Technologie und läuft darum sowohl mit iPhones als auch mit Android-Handys. Der Vorteil: Eine Kreditkarte ist nicht zwingend. Der Nachteil: Zuerst müssen alle Kassen mit einem Sender ausgestattet werden.
Google Wallet: Es funktioniert über NFC, muss aber mit einem PIN-Code auf dem Gerät aktiviert werden. In den USA beträgt der Marktanteil 4 Prozent. In der Schweiz ist es nicht erhältlich. Ob es jeweils kommen wird, ist nicht klar, lässt die Pressestelle ausrichten. Unter Experten wird Wallet bereits als Flop bezeichnet. Google arbeitet bereits an einer besseren Version namens Android Pay. Es soll im Mai vorgestellt werden.
Apple Pay: Den Dienst gibts seit Oktober 2014 in den USA. In der Schweiz soll er noch dieses Jahr eingeführt werden. Da es über NFC läuft, wird dereinst auch das Bezahlen per Apple Watch an der Kasse möglich sein. Im Interview mit der «Bild am Sonntag äusserte sich Apple-Chef Tim Cook zum Datenschutz geäussert: „Wir haben Apple Pay bewusst so konzipiert, dass wir nicht wissen, wo Sie etwas kaufen, wie viel Sie bezahlen oder was Sie kaufen. Wir wollen darüber nichts wissen!»
Weitere Anbieter haben eigene Lösungen angekündigt. So will zum Beispiel die Börsenbetreiberin SIX Mitte Jahr die digitale Brieftasche SIX P2P einführen. Auch die Migros will dieses Jahr mit einer eigenen Bezahl-App nachziehen, wie die «Handelszeitung» im Dezember schrieb. Manor hat für seine Kunden bereits im Herbst 2013 eine Barcode-App eingeführt. (alp)