Solidar Suisse stützt sich bei dieser Forderung auf Recherchen die das Hilfswerk zusammen mit der Non-Profit Organisation China Labor Watch (CLW) durchgeführt hat.
Sie recherchierten von Mai bis Juni 2015 in fünf grossen chinesischen Pfannenfabriken in Guangdong, der Hauptregion der Pfannenproduktion in China.
Kein Schutz trotz giftiger Chemikalien
Die Recherche habe 27 gravierende Missstände zu Tage gefördert. Der überwiegende Teil davon verstosse nicht nur gegen internationale Standards wie der ILO-Konventionen, sondern auch gegen chinesisches Recht. Das schreibt das Hilfswerk in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Demnach genügte in keiner Fabrik der Schutz der Arbeiter. Obwohl sie mit giftigen Chemikalien hantierten, an schweren Maschinen oder mit Schweissarbeiten beschäftigt waren, fehlte es an Schutzausrüstungen.
In den meisten Fällen wurden Handschuhe und Masken nur verteilt, wenn Inspektionen anstanden. Keine Fabrik verfügt gemäss dem Report über einen effektiven Brandschutz. Besonders gravierend: Notausgänge waren manchmal blockiert oder abgeschlossen.
Sieben-Tage-Woche
Weiter stellte das Hilfswerk in sämtlichen Fabriken fest, dass diese in produktionsintensiven Zeiten die Arbeiter an sieben Tage die Woche bis zu zwölf Stunden täglich arbeiten liessen.
Keine Fabrik bezahlte dabei die gesetzlich vorgeschriebenen Sozialleistungen und die Zuschläge für Überstunden. In vier Fabriken wurden zudem die Angestellten nur nach Stückzahlen entlohnt. Sie erhielten keinen garantierten Lohn, also auch nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn.
Grosse Schweizer Detailhändler betroffen
Für die Recherche hatte CLW Arbeiterinnen und Arbeiter in diese Fabriken eingeschleust. In ihnen werden gemäss Solidar Suisse auch Pfannen für namhafte Marken wie WMF, Ikea, Greenpan und Kuhn Rikon produziert. Vertrieben werden diese Pfannen in der Schweiz unter anderen von Coop, der Migros-Gruppe und Manor.
Migros-Sprecherin Martina Bosshard weist auf Anfrage auf das langjährige Engagement der Migros für faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produktion hin. «Alle Lieferanten von Migros müssen einen Verhaltenskodex unterschreiben», sagt sie.
Die Umsetzung werde danach überprüft. Zu den konkreten Vorwürfen könne Migros zurzeit jedoch nichts sagen. Eine Überprüfung sei im Gang. Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten sollten, werde Migros jedoch sofort handeln.
Handeln heisst in diesem Zusammenhang, dass Migros bei den Lieferanten und den Produzenten auf die Einhaltung des Verhaltenskodex drängen wird. Eine Vertragskündigung dagegen ist nicht vorgesehen.
Solidar Suisse fordert Handeln
Das entspricht auch den Forderungen von Solidar Suisse. Das Hilfswerk fordert die Schweizer Firmen auf, mit den chinesischen Zulieferer zusammenzuarbeiten, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Solidar Suisse bewertet dabei die Gespräche mit Migros und Coop als «vorsichtig positiv». Beide Detailhändler hätten die Beseitigung der Missstände versprochen, schreibt das Hilfswerk.
Unzufrieden mit Manor
Schlechte Noten verteilt Solidar Suisse dagegen an Manor. Das Unternehmen sehe sich als Händler nicht in der Pflicht und drücke sich vor der Verantwortung, heisst es in der Mitteilung des Hilfswerks. Manor weist auf Anfrage diese Vorwürfe zurück.
Manor fordere von allen Lieferanten die Einhaltung akzeptabler Arbeitsbedingungen, wie diese im Verhaltenskodex des Unternehmens formuliert sei, schreibt Manor in einer schriftlichen Stellungnahme.
Diese Lieferanten hätten in Stellungnahmen an Solidar Suisse auf unzulässige Verallgemeinerungen und falsche Informationen hingewiesen. Dennoch verlange Manor von den Lieferanten die transparente Offenlegung der Herkunft und Dokumentation der durchgeführten Prüfung der Produzenten. (SDA)